Auf den ersten vier Plätzen versammelten sich in diesem Jahr bestimmt an die 250 Jahre und 120 Jahre Segelerfahrung, so viel wie auf den folgenden 7 Plätzen zusammen genommen. Neuer internationaler Deutscher Meister wurde nicht ganz unerwartet aber im Verlauf der Regatta auch nicht unangefochten der vielfache Welt- und Europameister Graham Bantock aus England. Dicht dahinter der beste deutsche Segler Yogi (der mit den meisten Trainigsstunden) gefolgt vom altehrwürdigen Gerhard Schmitt ( 7-facher Deutscher Meister dieser Klasse und amtierender Deutscher Meister der Marblehead-Klasse) und Gerd Mentges (Bootskonstrukteur und Ehrenpräsident des Modellsegelns).

Zurück auf Anfang: Wie immer war auch diese Meisterschaft bei der WSG Gelderland bestens vorbereitet worden und auch auf den Arbeitspositionen (von Küche bis Wettfahrtleitung) professionell besetzt. So gab es natürlich auch eine Rekordbeteiligung mit 22 gemeldeten Teilnehmern die zudem mit 2 Ausnahmen auch alle mit einem echten Tenrater Boot gemeldet hatten. Einige Teilnehmer reisten bereits donnerstags an jedoch, die meisten, kamen am Freitag zum Training und anschließend zum gemütliche beisammen sein am Grilltisch. Das Teilnehmer war international besetzt was wir in dieser Klasse auch noch nicht oft erlebt haben und so hatten wir 2 Teilnehmer aus England (Argentinien) und 2 Teilnehmer aus den Niederlanden dabei. Für das Wochenende waren Regen und wenig Wind aus ungünstigen Richtungen angesagt aber wer will denn schon vorher den Mut verlieren.

Am Samstagmorgen wurde die Regatta von unserem erfahrenen Jörg Grahl eröffnet. Gleich zu Anfang wurde klar gemacht das Proteste ausschließlich schriftlich an die Jury zu richten sind ansonsten sollte auch bei dieser Regatta das Umpiring durchgeführt werden, was Jörg sehr gut gelang. So wurde kein einziges der bereitgelegten Protestformulare benötigt. Nochmal ein großes Lob an Jörg und sein Team die Startlinie war immer perfekt ausgelegt bzw. wurde sofort geändert was bekanntermaßen zu sauberen Regatten ohne Knäuels an der Luvtonne führt. Auch der Mut einen Lauf unter anderen Bedingungen sofort abzubrechen und nach geänderter Windrichtung oder angepasster Startlinie neu zu starten führte zu spannenden Läufen ohne viele Proteste. Der Wind schwankte anfänglich etwas aber drehte entgegen aller Vorhersagen im Laufe des Tages auf günstige Richtungen. In den letzten Läufen am ersten Tag mussten wir dann sogar auf B oder teilweise auf C-Rigg umbauen. Am Sonntagmorgen wurden wir mit strahlendem Sonnenschein und einer leichten Briese aus der besten möglichen Richtung für unser faires segeln belohnt und konnten so noch einige der insgesamt 18 Durchgänge (2 Gruppen also eigentlich 36 Läufe) genießen.

An der Spitze gab es wie Anfangs schon erwähnt einen spannenden Wettkampf zwischen den alten Seglern aber auch auf den Plätzen dahinter bei den jungen Seglern wurde um jeden Platz gekämpft. So gab es oft auch bei den Zieleinläufen der B-Gruppe Applaus was auch nicht auf jeder Regatta beobachtet werden kann.

Graham Bantock GBR 95 Internationaler Deutscher Meister (Diamond)

Einem (un-)glücklichen Umstand (die englische Meisterschaft der A-Klasse wurde wegen verkrauteter Seen abgesagt) haben wir das Vergnügen zu verdanken dass wir bei dieser Meisterschaft einen der weltweiten Top-Segler zu Besuch hatten. Wie immer segelte Graham äußerst konzentriert und mit großer Konstanz vor allem auch bei den Starts. Mit wenigen Ausnahmen, z.B. wenn andere Segler mit aller Gewalt und gegen alle Logik einen Steuerbordstart direkt vor seiner Backbord Nase versuchten, konnte er sich fast immer sofort frei segeln und das Feld von vorne dominieren. Sein Boot war perfekt gebaut und auch die Segel waren eine Augenweide. Er fuhr eine Diamond mit eher niedrigen 2,10m segeln und musste daher auch erst relativ spät auf das B-Rig wechseln. Das B-Rig war ein Hemdsegel mit perfektem Profil und hätte er es nicht zweimal verloren wäre sein Vorsprung vermutlich noch größer geworden. Wie immer war es ein Vergnügen zwischen den Läufen und bei den abendlichen Events seinen Ausführungen zu lauschen, die meist mit einem ordentlichen Stück englischen Humor versehen, seine eher fröhliche Art offenbarten.

2. Platz Yogi GER 15 (Diamond)

Er ärgert sich vermutlich in Grund und Boden dass er diese Meisterschaft nicht für sich entscheiden konnte würde das aber nie zugeben. Erstaunlicherweise verkaufte er sein Boot nicht unmittelbar nach der Regatta was auf konstantere Ergebnisse bei ihm hoffen lässt. Wäre er nicht des Öfteren, so wie andere auch, in merkwürdige Luv Kämpfe oder visionäre Seitenkurse verwickelt worden, wäre das sogar im Bereich des machbaren gewesen. Yogi hat dieses Jahr mit seiner Diamond einige der wichtigsten europäischen Wettfahrten dieser Klasse gewonnen und wenn er es noch ein Jahr durchhält mit dem Boot - wer weiß. Auf jeden Fall hat er und davon gibt es Videobeweise in mindestens einem Lauf Herrn Bantock um mindestens eine Schenkellänge geschlagen.

3. Platz Gerhard Schmitt GER 61 (Diamond Swing)

Gerhard war mit seinem schnellsten Boot einer auf Swing-Rig umgebauten Diamond angetreten. Daher konnte man annehmen dass er Yogi und auch Bantock den Sieg nicht freiwillig abgeben würde. Die drehenden Winde vor allem am Anfang der Regatta machten ihm allerdings schwer zu schaffen und so musste er von Anfang ein gewisses Paket an Punkten durch die Regatta schleifen. Je konstanter und kräftiger jedoch der Wind wurde umso näher kam er an die zwei führenden heran. Am Ende hat er allerdings der Jugend unter den Alten den Vorrang gelassen.

4. Platz Gerd Mentges GER 1 (Kamsin)

Stolz war er auf sein neues Schiff die Kamsin und das kann er auch sein. Sein neuester Entwurf (endlich etwas schmäler als die Karneols) scheint ein echter Treffer zu sein, was auch von Graham in deutlichen Worten bestätigt wurde. Es fehlt dem Boot allerdings die „Fashion“ um wirklich modern zu sein. Man sah deutlich das Gerd dieses Jahr mehr trainiert hat und so konnte vor Anfang an auch richtig gut mithalten zumal er ja wie die anderen Alten auf Jahre der Erfahrung zurückgreifen kann. Ich glaube an seinem Rig kann er noch etwas feilen und er bräuchte auch noch ein besseres B-Rig weil er eben in der Phase mit starken Winden doch ein größeres Päckchen an Punkten eingesammelt hat. Wenn jemand Interesse an dem Boot hat kann er sich ruhig an Gerd wenden er hilft immer gern und manchmal kann man von ihm sogar eine Schale der aktuellen Form erhalten.

5. Platz Klaus-Peter Schmidt GER 16 (Graffito)

Seine Graffito war wie immer mit ausgezeichneten Segeln bestückt und konnte mit allen anderen Booten der Spitzengruppe sehr gut mithalten. Allein uns jungen Seglern fehlt eben einfach die Konstanz und so hatte auch Klaus mehr als einen Aussetzer im Laufe der Regatta. Die Konkurrenz auf dem Wasser war natürlich auch extrem groß und so wurde in der A-Gruppe kein Fehler verziehen. So musste sich Klaus manches mal von der B-Gruppe wieder hocharbeiten.

6. Platz Heinz Bohn GER 14 (Diamond)

Heinz war auch gut drauf an diesem Wochenende aber wie wir wissen ist er eher der Leichtwind-Spezialist. So konnte er vor allem am Anfang der Regatta und am Sonntagmorgen Graham das Leben richtig schwer machen und es hat Spaß gemacht den beiden mit ihren nahezu gleich ausgebauten Diamonds zuzuschauen.

7. Platz Henning Faas GER 68 (Druffunweg)

Ich war von mir und der Leistung meiner Druffunweg dieses Mal echt überrascht. Eigentlich war ich eher ohne Hoffnung auf gute Plätz angetreten nach dem ich dieses Jahr doch meist mit dem Boot keinen Treffer landen konnte. Trotzdem packt einen ja immer wieder der Ehrgeitz und so hatte ich mit schnell noch ein neues A-Segel für die Meisterschaft gebastelt und dabei habe ich scheinbar die richtigen Stellen verbessert. Wenn ich jetzt noch besser gestartet wär hätte ich nicht dauernd in der B-Gruppe antreten müssen.

8. Platz Augustin Moreno GBR 195 (PrimNumber)

Der argentinische Geschäftspartner von Graham war mit einer als 10R getakelten Prime Number angetreten und musste feststellen dass man mit einem M-Boot bei richtigem Wind nicht oder doch nur sehr mühsam gegen die Ten-Rater bestehen kann. Dennoch hatte er einige gute Läufe und seine sympathische Art macht ihn einfach zu einem Gewinn für jede Veranstaltung.

9. Platz Chris Vaes NED 21 (Iona verlängert)

Chris hatte eine wunderschön gebaute IONA dabei. Wie er selbst sagte hatte er sie vor einiger Zeit mehr als Experiment zusammengebaut (der Rumpf war gegenüber dem Original etwas verlängert). Leider brachte er seine Segel nicht richtig zum Stehen, ich glaube er versuchte ohne Wanten zu fahren, und machte auch den ein oder anderen Fehler auf der Regattastrecke. Das Boot aber ist durchaus Konkurrenzfähig und so kann man auf die nächsten treffen mit Chris gespannt sein.

10. Platz Dieter Junker GER 52 (Dimond)

Dieter am Boot lag es auf jeden Fall nicht. Seine Diamond mit wunderschönen Segeln von Heinz ausgestattet war pfeilschnell unterwegs und würde der Skipper keine Fehler machen wäre er auch ganz vorne mit dabei gewesen. Vielleicht waren es aber auch die langen gemütlichen Abende die wir zusammen verbracht haben oder das Übernachten im Zelt – war aber auch schön.

Die weiteren 12 Segler mögen mir verzeihen wenn ich hier die Schreiberei etwas abkürze ich hoffe ich bin keinem mit meinen Zeilen auf Füße getreten und freu mich auf unser nächstes Treffen.

resgeld13

Eins noch: schön dass du erwachsen geworden bist war ein guter Abend.

Geschrieben von: Faas, Henning
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