Die DM der M-Boote wurde vom engagierten Münchner Modell-Yacht-Club vom 26.-27.10.02 am Feringasee veranstaltet. Sie wurde als offene Meisterschaft ausgetragen und so ergab sich eine internationale Regatta mit Teilnehmern nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Österreich, Slowenien, Italien, der Schweiz und Frankreich.

Insgesamt kam die stolze Teilnehmerzahl von 48 Booten zusammen. Wenn man aber nur die deutschen Teilnehmer betrachtet, so sind 38 Konkurrenten für dieses jährlich stattfindende Topereignis nicht gerade umwerfend viel.

Leider fehlte mit J. Walicki der Titelverteidiger und aus der Gruppe West waren außer den Kölner Seglern auch nicht viele zu sehen. Die Entfernungen spielen sicher eine Rolle, aber ist dies die einzige Erklärung? Dagegen waren erfreulicherweise relativ viele Segelfreunde aus dem Osten dabei. Es wäre schön, wenn dies zum Dauerzustand würde.

Um möglichst viele Durchgänge zu erzielen, wurden die Teilnehmer in nur drei Gruppen aufgeteilt und mit dem Appell an vorsichtiges und faires Segeln die Einteilungsläufe für das spätere Flottensystem gestartet. Der Appell an vorsichtiges Fahren war vor allem deshalb angebracht, weil uns der Wind scheinbar für alle vorausgegangenen Flautenregatten entschädigen wollte ... mit anderen Worten: es kachelte sakrisch.

Die ständige Windstärke 4 wäre ja noch einigermaßen zu verkraften gewesen, die kurz aufeinanderfolgenden Böen hatten aber locker Stärke 7.

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So war vorab erst nach einem einigermaßen windgeschützten Plätzchen hinter der Hütte der Wasserwacht Ausschau zu halten. Boot und Segel mussten möglichst flach auf den Boden gelegt und dort mit Steinen, Ästen, Werkzeugkoffern U. ä. beschwert werden, um das Davonfliegen zu verhindern. Mir wehte eine Bö sogar das noch nicht einmal aufgeriggte Boot von einem eigentlich stabilen Ständer.

Die ersten Läufe waren dann auch eher ein vorsichtiges Herantasten an die stürmischen Gegebenheiten. Wohl dem, der eine komplette Segelgarderobe dabei hatte. Angesagt waren Segel mit Vorliekhöhen im Großsegel von 100-120 cm und stabile Masten, Bäume, Wanten und Schoten. Leider war das nicht bei jedem Boot der Fall und so war erheblicher Ausfall vorprogrammiert und dann auch die Folge.

Zum Wind hinzu kam eine ganz schöne Welle und zu allem Übel fegte er auch noch die letzten Blätter von den Bäumen in den See und diese bremsten in schöner Regelmäßigkeit die Geschwindigkeit der Boote und damit die Hoffnungen der Teilnehmer. Ich hatte praktisch in jedem Lauf „Bewuchs" um Flosse und/oder Ruder. In nicht weniger als vier Läufen ist es mir passiert, dass ich nach einem guten Start und einem Vorsprung an der Luv-Tonne - einer Situation also, in der man in einem einigermaßen regulären Lauf den 1. Platz nicht mehr abgibt - dank Laubpaket an der Flosse noch hart gegen den Abstieg kämpfen musste. Mit Wind und Welle zu kämpfen wäre ja "geil" gewesen, aber das „Sch ...- Laub" ... So ergab sich am Ende bei mir das bis dahin nicht bekannte widersprüchliche Gefühl, mit einer Platzierung hochzufrieden zu sein, mit dem Verlauf der einzelnen Rennen aber überhaupt nicht.

Andere Teilnehmer hatten wahrscheinlich weniger Pech mit dem Laub, dafür aber mehr unter Bruch (den man allerdings in eigener Regie durch stabileres Bauen hätte verhindern können) oder Crash-Folgen (selbst- oder fremdverschuldet) zu leiden.

Am härtesten getroffen hat das Crash-Pech sicherlich unseren Segelobmann Gerd Mentges. Zweimal war er in Havarien verwickelt mit dem Resultat eines großen Loches im Rumpf. Aber aufgegeben wurde trotzdem nicht, und so konnte er nach tapferem Kampf doch noch Platz 3 in der DM (Platz 7 im internationalen Gesamtklassement) erreichen.

Die harten Wetterbedingungen ließen mir leider keine Zeit, die einzelnen Boote genauer anzuschauen, um eine Kurzbeschreibung über die besten abgeben zu können. Deshalb nur so viel:
- Die meisten der zehn erfolgreichsten Boote waren von J. Walicki,
- Platz 3 und 6 wurden von der MARGO, einer französischen Konstruktion von Paul Lucas belegt. Diese Boote hatten ausschließlich Swing-Riggs, ein Beweis dafür, dass diese Einfachform des Riggs auch bei härtesten Bedingungen bestehen kann, wenn man Segel- und Lateraldruckpunkt im richtigen Lot hat.

Trotz der harten Bedingungen an Land und auf dem Wasser hat unser Fotograf Andreas Schiebel seine Kamera in den Wind gehalten und das, obwohl er zwischen den Läufen kurz nach Hause fahren musste, um die Sturmsegel seines 1-m-Bootes zu holen, da seine MSegel immer noch zu groß waren.

Bleibt zu hoffen, dass der Wettergott für die ersten Frühjahrsregatten noch ein wenig Wind aufgehoben hat. Die beigefügte Tabelle zeigt
den erzielten Rang der Teilnehmer, in der letzten Spalte ist das Ergebnis in der Deutschen Meisterschaft angeführt. 

Geschrieben von: Gerhard Schmitt
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