RC-Segeln

Deutsche Klassenvereinigung und Ausschuss RC-Segeln

Welcher Regatta-Segler kennt nicht - zumindest dem Namen nach - den Schweizer Modellsegler Lupart?
Nun, ich hatte vor knapp 3 Jahren zum ersten Mal von ihm gehört und ihn vor 2 ½   Jahren bei der 1.Weltmeisterschaft 78 in Mailand und anschließend bei der Regatta in Champex kennen gelernt.
Abgesehen von der angenehmen menschlichen Seite, musste man einfach sein Boot bestaunen. Es war mit einer technischen Sauberkeit und Exaktheit gebaut, egal ob es sich um die Beschläge, das Segel oder die Lackierung handelte. Alles sah perfekt aus. Man konnte auch von Lupart ohne Geheimnistuerei alles erfahren, was man wissen wollte, warum und wie er dies und jenes macht.

Bestaunen muss man auch heute noch seine Masten, die er aus 6 vorgespannten GfK-Halbschalen fertigt und dadurch ohne Achterstag und sonstigen Verspannungen außer 2 Wanten auskommt.

Bis es zu der heutigen Perfektion seiner Boote gekommen ist, ging sehr viel Arbeit voraus. Lupart ist von Beruf Bootsbauer und z.Zt. in einem lufttechnischen Institut an der Uni tätig, wo ihm, gegenüber manch anderem Bastler, natürlich etliche Möglichkeiten offen stehen. Lupart hat z.B. in nur 1 Jahr 4 oder 5 Boote von Grund auf konstruiert, gebaut und weiterentwickelt. So ist das heutige M-Boot ANJA XIV das vierzehnte dieser Reihe. Lupart baut M- und X-Boote gleich lang, so daß sie theoretisch in beiden Klassen einsetzbar sind.

Bei der vorjährigen Europameisterschaft in Ungarn hat Lupart nach seinem Schweizer Titel in allen Klassen auch den Titel des Europameisters in der Klasse X und 10 und den Vizemeister in M erringen können, wobei hier gar nicht viel zum 1. Platz gefehlt hat. Herrn Lupart möchte ich nicht nur als den z.Zt. erfolgreichsten europäischen Modellsegler bezeichnen, sondern auch als den fairsten Segler, den ich kenne.

Aber genug der langen Vorrede. Nun hat sich also Kollege Lupart entschlossen, seinen M-Bootsrumpf im Vertrieb von H. Piel auf Serie legen zu lassen.

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Wir Segler wissen alle, dass der Rumpf allein nur einen kleinen Teil eines guten Bootes ausmacht. Aber beim Rumpf fängt der Bootsbau ja an. So nahm ich also die Gelegenheit gerne wahr, eine von den ersten beiden Rumpfschalen, die aus der Form kamen, für mein neues M-Boot zu verwenden.

Nachstehend soll in einer kleinen Serie über den Bau des Bootsrumpfes, seinen Innenausbau, seine Beschläge und Segelerfahrungen berichtet werden.

Obwohl ich die Rumpfschale des Lupart-Bootes in Keflar-Ausführung durch einen Freund in einer außergewöhnlich sauberen Ausführung kannte, so war ich doch gespannt, wie wohl die Serienausführung, die ja nicht von Lupart persönlich stammt, ausfallen würde. Außerdem - so hörte ich - hätte das Boot eine bereits angeformte Kielflosse und einen eingezogenen Decksrand.

1981_anja_2Nun, endlich war der Rumpf abholbereit, und ich holte mir diesen und das Zubehör ab.

Von H. Piel werden der besagte Rumpf, die Holzleisten für die Decksbalken und Verstärkungen usw., das Alurohr für die Kielverstärkung, ein Silikonfender in Weiß, Bleigewichte in ca. 4 kg (Normalgewicht) und auf Wunsch in Ca. 3 kg (Leichtwindausführung und späteres Gewicht für den vorgesehenen X- Rumpf), ein Stück Hartschaum für die Kielaussteifung und die Bauanleitung geliefert. Auf dem Foto über den Bausatz habe ich allerdings das Stück Hartschaum beizulegen vergessen.

Nun zu den Einzelteilen:

Der sehr stabile Rumpf ist aus 3 Lagen Glasgewebe verschiedener Stärke her- gestellt und zeigt außen wie innen eine tadellose, saubere Verarbeitung. Keine Falten oder Unregelmäßigkeiten und vor allem keine vorstehenden Glasfasern, an denen man sich die Finger aufreißt. Gerade der eingezogene Decksrand ist wunderbar glatt und hat viele Vorteile. Einmal gibt er dem Rumpf gegenüber einer offenen Schale eine sehr gute Formstabilität, und weiter können die Decksbalken leicht mit Wäscheklammern bei der Verleimung gehalten werden. Für sehr gut halte ich auch, dass die Kielflosse mit angeformt ist, die auf das notwendige Maß noch abzuschneiden ist. Bei der jetzt lieferbaren Serienausführung wird die Kielflosse noch durch eine weitere Lage Glasgewebe versteift angefertigt.

Ich hatte mich früher wegen der Transporterleichterungen für eine lose Kielflosse ausgesprochen, aber nachdem ich bei einem Boot mit selbstgefertigter Flosse die Schwierigkeiten und Unsicherheiten erlebt habe, bis man hofft, dass die Flosse wirklich mittig und achsrichtig unter dem Rumpf hängt, bin ich nun wieder für eine bereits angeformte Flosse. Eine Erleichterung ist es schon, wenn man das Bleigewicht abnehmbar macht.

In der Bauanleitung, ergänzt durch saubere Zeichnungen, werden 3 Bauvorschläge für die Bleibefestigung beschrieben. Ein vierter Vorschlag zeigt die Ausführung einer abnehmbaren Kielflosse in recht guter Lösung. Deshalb gut, weil man die vorhandene Flosse einige cm unter dem Rumpf durchschneiden soll und eine dann notwendige Ausrichtung wesentlich erleichtert wird. Das mitgelieferte Deck mit etwas Übermaß sieht den inzwischen verschiedentlich nachgemachten Lukendeckel in der Form vor, dass die Öffnung eine kurze, nach innen gezogene Wandung hat, in die ein Balsaholzdeckel mit umlaufender Dichtung eingeklemmt wird. Also ohne Schraubbefestigung und damit rasch abnehmbar.

Meine Rumpfschale wog 675 g, und das Deck dürfte nach Abschneiden des Übermaßes Ca. 150 g wiegen, zusammen also Ca. 825 g. Das große Bleigewicht hat allerdings nicht das in der Baubeschreibung angegebene Obergewicht von Ca. 200 g, sondern wog 3920 g. Mir war es recht, denn nach Abfeilen einiger kleiner Grate ist es bis auf den Feinschliff fertig. Das 3-Kilo-Gewicht wog 3080 g.

Der Silikonfender ist leider etwas zu lang und muss nachgearbeitet werden, was bei dem elastischen Material nicht so einfach ist. Herr Piel hat aber schon versprochen, eine neue, passendere Form herzustellen.

Die Bauanleitung beschränkt sich übrigens nur auf die Herstellung des Rumpfes. Als ich meinen ersten Flipper baute, bin ich auf die vielen offenen Fragen gestoßen, deren es beim ersten Bootsbau mehr als genug gibt. Einige Bücher im Neckar-Verlag geben Erläuterungen dazu. Auch soll meine etwas ausführliche Baubeschreibung vor allem dem Ungeübten die Arbeit erleichtert.

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Zunächst geht man an die Anfertigung der Decksbalken. Diese werden aus den beigefügten Kiefernieisten 5x2 mm bzw. 7x2 mm in 3, 4 oder 5 Lagen in gebogener Form lamellenverleimt, je nach der aufzunehmenden Beanspruchung. Im Plan ist eine Deckskurve mit 700 mm Radius gezeichnet. Am einfachsten macht man sich eine Fotokopie und klebt diese auf ein kleines Baubrett.

Anstelle der in der Baubeschreibung angeregten Formherstellung aus lauter eingeschlagenen Nägeln (bestimmt auch brauchbar) habe ich mir eine Schablone aus 2 gebogenen, verleimten Leisten angefertigt, die genau im rechten Winkel am Baubrett befestigt werden muss. Mit Wäscheklammern kann man dann gerade noch die dicksten Leisten zusammenfassen. Unten lege man aber kleine Abstandleistchen unter, sonst klebt alles am Baubrett an. Ich habe wegen der Eile alles mit 5-Minuten- Epoxy geklebt und war dann doch erstaunt, wie stabil diese verleimten Decksbaiken bei ihrer geringen Bauhöhe sind. Nachdem die Leisten auf die notwendige Länge zugeschnitten und die Ecken entsprechend der Rumpfform abgerundet sind, können sie wieder mit Wäscheklammern am eingezogenen Decksrand befestigt werden. Die drei freien Innenseiten sollte man unbedingt lackieren. Ich habe sie einfach auch mit Harz auf dem Finger eingestrichen. Ungeschützes Holz kann sich evtl. später durch Feuchtigkeit lösen.

Für die Befestigung des Fockbeschlages ist ein Leistenstück von 5x15x2 mm vorgesehen, das zwischen den Decksbalken 1 und 2 eingefügt wird. Die unterste Leiste steht etwas über, und man erhält damit eine gute konstruktive Verbindung.

Hier muss man sich allerdings schon etwas Gedanken machen über die späteren Segel und den Fockbeschlag. Da für meinen Beschlag die Leisten mit 15 mm zu schmal sind (wegen der Schrauben), habe ich Leisten 5x25x2 verwendet. Auf dem Foto ist der Einbau der Einheit zu ersehen.

Für den ganzen Einbau der Decksbalken usw. muss man vom Mittelriß über dem Boot Markierungen am Rand anbringen. Für die gedachte Mittellinie kann man die Naht der zwei Halbschalen des Rumpfes heranziehen. Sie liegt genau mittig.

Bevor man die hinteren Decksbalken einzieht, sollte man die Steckruderbefestigung einziehen. Die Bauanleitung zeigt dies im Maßstab 1:1 recht gut. Dargestellt ist das Steckruder von KDH, das ich erstmals verwende und von dem ich mir erhoffe, im hinteren Decksteil ohne zusätzliche Öffnung auszukommen. Man sollte aber darauf achten, dass alle Schrauben nach vorne zeigen, ebenso die Klammer, damit man notfalls an die Schrauben von innen heran kann. Allerdings hätte ich an den Hersteller des Beschlages den Wunsch, dass die Stecklasche des Ruderschaftes spielfreier in die Aufnahmegabel passt. Beim Flugzeugbau kann man sich überhaupt nicht mehr vorstellen, dass man solches angeboten bekommt. Da ist Spielfreiheit schon selbstverständlich.

Die „geraden Leisten" neben der Lukenöffnung ordnete ich parallel zur Mittellinie an, da ich vorhabe, einen verschiebbaren Bügel für die Schotführung anzubringen.

Die Mitteilleiste der Mastunterstützung lässt man vorläufig noch weg, damit man für das Alurohr der Kielaussteifung eine Aufnahmeöffnung einarbeiten kann, nachdem man genau weiß, wo das Rohr hinkommt.

Vergessen Sie nicht, die Leimstellen im Boot aufzurauen. Die Haftung ist auf jeden Fall sicherer. Bei der Ruderabstützung habe ich es selbst vergessen und werde nun zur Sicherheit eine Glasgewebemuffe zur Bootswand anbringen. Unvorstellbar die Katastrophe, wenn beim fertigen Boot sich da etwas lösen sollte!