Hier nochmal eine Zusammenfassung der Bilder:
2023iomeuropeans.rcnt.com/es/default/races/race-photogalleries
 

Hallo zusammen,
Auch wenn schon einiges berichtet wurde und die Live-Übertragung bei YouTube (noch verfügbar) sowie die Veranstalterseite eine Vielzahl an Bildern und Eindrücken zur Verfügung stellt, freut sich evtl. der ein oder andere auch über einen Teilnehmerbericht.

„Das Ende“ vorweg - meine und sicher auch Carstens Platzierung ist/war enttäuschend, Torsten war zufrieden. Das Erlebnis war aber top - also ganz mein Motto: „Erlebnis statt Ergebnis“ - die Veranstaltung war super organisiert.
Dem Veranstalter, den Offiziellen und insbesondere den vielen Helfern gebührt unsere Anerkennung und besonderer Dank! Die Stimmung war nach meiner Wahrnehmung bei allen Teilnehmern bestens und am Ende hat Zvonko CRO 35 verdient den EM-Titel gewonnen! 
Auch die Urlaubstage danach in Torrevieja und Umgebung der „Costa Blanca“ haben wir genossen, insbesondere der Ort Altea hat uns gefallen und das spanische Manhattan am Mittelmeer „Benidorm“ war beeindruckend.

Von Anfang an: die Planung begann schon mit Meldung von drei deutschen Teilnehmern im April/Mai durch unseren IOM-Klassenreferenten (Danke Marcus!) - im Nachhinein hätte evtl. auch noch ein 4. Teilnehmer nachrücken können. Einige bekannte Gesichter fehlten - vermutlich sind nach der Pandemie nicht alle wieder reisefreudig. Team Deutschland ist mit Eurowings ab Hamburg am Samstag angereist, 3 Stunden Flug bis Alicante danach per Mietwagen nach Torrevieja (ca. 50 min Fahrt). Wir hatten ein Appartment ca. 1000m von Segelspot entfernt, konnten wir also täglich zu Fuß erreichen  

Die Vermessung / Equipment Inspection war für vorbereitete Teilnehmer schnell erledigt. Obwohl die Segelkennzeichnung/-Nummer seitens des Veranstalters früh und eindeutig kommuniziert wurde, haben selbst erfahrene Teilnehmer „Verständnisprobleme,“ regen sich auf und verbringen Stunden mit Beschaffung von Nagellackentferner und Neukennzeichnung der Segel … btw:  bei einigen Seglern wurde die schmale Schrift beanstandet und musste korrigiert werden! Es wurden alle drei Rigs überprüft sowie das Gewicht von Kiel einzeln und Gesamtgewicht mit jeweiligen Rig kontrolliert, abschließend Prüfung im Tank (Tiefgang, Länge …). Am Samstag und Sonntag konnte auf der Regattabahn trainiert werden.

Segelspot: Es wurde im Hafen von Torrevieja, geschützt vor Wellen durch eine Mole und eine zweite große Pier (parallel zum Segelspot), gesegelt. Dazu wurde die „Cargo-Pier“ vollständig für die Veranstaltung mit vier großen Zelten, 3 Toitoi´s sowie einem 3 meter hohen Gerüst als Beobachter-/Steuerplattform hergerichtet. Die Plattform wurde in L-Form am Kopf der Pier aufgebaut und ermöglicht Kursanpassung bzw. -einsicht, egal ob auf-  oder ablandig oder für eine Windrichtung querab zur Pier. Diese Plattform hatte man bereits bei früheren Regatten (in Vorbereitung zu dieser EM) erprobt. Die hohe Beobachtungs-/Steuerungsposition ermöglichte sehr gute Kurseinsicht und es wurden UPandDown Kurse von ca. 300m Länge gelegt, die Längen der Startlinie (28 Meter) und Gates wurde stets gemessen bzw. angepasst. Ein Schwimmsteg stand zum Einsetzen, ein zweiter Steg zu Herausnehmen der Boote zu Verfügung - problemlos. Mittagessen wurde jeden Tag frisch im Zelt zubereitet, etwas lieb-/leidenschaftslos auf kleinem Pappteller „in die Hand gedrückt;“ aber es war warm und machte satt (für mich ok - besser als nichts )

Personal/Organisation:
Race officers: 4 Personen
Launching: 2 Helfer
Scoring: 4 Personen
Judges: 5 Personen plus 4 Observer (TN)
Measurement/Inspection: 2 Personen

Wettfahrten: Es wurde nicht(!) HMS (Heat Management System) sondern SHRS „Simple Heat Racing System“ gesegelt - vier Gruppen mit jeweils 20 Seglern - insgesamt waren also 80 Teilnehmer am Start. In der Qualifikationsphase (für die ersten knapp drei Tage) werden die Gruppen nach festgelegten Schlüssel basierend auf dem vorangegangenen Laufergebnis/Race des jeweiligen Seglers nach jedem Durchgang/Heat neu zusammengesetzt. Nach Ende der Qualifikationsphase (am 3. Tag um 16:00 Uhr) wurden 4 Finalgruppen gemäß aktueller Gesamtplatzierung eingeteilt, d.h. die ersten 20 Segler im Gesamtklassement starten als Goldgruppe/Goldfleet in die Finalphase, Segler auf den Plätzen 21 bis 40 als Silbergruppe/Silverfleet, entsprechend P41 bis P60 als Bronzegruppe/Broncefleet und P61 bis P80 als Kupfergruppe/Copperfleet in die Finalphase - in der Finalphase werden die Gruppen nicht(!) mehr gemischt, d.h. Gesamtsieger wird ein Segler aus der Goldgruppe - die Ergebnisse aus der Q-Phase werden allerdings fortgeschrieben. (Meine Erfahrungen mit beiden Systeme kommentiere ich am Ende).
Insgesamt wurden 25 Wettfahrten in jeder Gruppe gesegelt - 15 WF in der Q-Phase und 10 WF (Copper 9 WF) in der Finalphase! Also über die gesamte Meisterschaft 99 Wettfahrten!! ​​​​​

Regatta-Kurse: Es wurde, für uns deutsche Teilnehmer völlig neu,  mit LUV-Gate auf einem UpandDown-Kurs gesegelt. Dies sowie weitere mögliche Varianten wurden vom Veranstalter in der Segelanweisung einige Tage vor Regattastart angekündigt. Schlussendlich wurde an allen 5 Regattatagen mit LUV- und LEE-Gate gesegelt und das LUV-Gate musste von außen nach innen passiert werden, also nicht(!) wie am LEE-Gate üblich, von innen nach außen. (Meine Erfahrung kommentiere ich am Ende). 

Wind: An allen Regattatagen wurde durchgehend Rig-1 (A-Rig) gesegelt! Morgens, Start der täglichen Wettfahrten war 10:00h, herrschte meist eine ablandige (NW) leichte Brise, nahm zum Mittag ab (zwei Tage auf „null“) und drehte auf SO/SSO an einem Tag nachmittags bis auf SW, ab 17:00h war meistens leichte Brise aus SO. Gerade Mittags war die Windrichtung sehr wechselnd, teilweise 60 Grad und mehr innerhalb von 15 min. -> viel Sonne - viel Thermik

Kommunikation: An der Plattform waren zwei große Magnettafeln (3 Meter hoch!) montiert - die großen Magnetkarten waren mit Nationalflagge, Segelnummer und Vor- und Nachnamen hervorragend sicht- und lesbar, Oberserveraufgabe wurde farbig an der Karte gekennzeichnet. Zusätzlich wurde das Raceboard auf einem 43“ Monitor nebst Platzierung nach jedem Lauf angezeigt. Nach jedem Durchgang/Heat wurde eine gedruckte Ergebnisliste ausgehängt. Die Scoring Software ist aus Neuseeland (ANZAM Radio Yacht Race Management) - als besonderen aber nur informellen Service wurde die elektronische Raceboardanzeige nebst Ergebnisliste nach jedem Durchgang per WhatsApp an die Teilnehmer verschickt!

Gemeinschaft/Socializing: Ausrichter dieser Europameisterschaft war der „Real Club Nautico - Torrevieja“ mit einem wirklich beeindruckenden Clubgelände. Bilder sagen hier mehr als Worte - bitte ´mal "googeln.“
Es gab eine Eröffnungs-Zeremonie mit Ansprachen und großem BBQ "all inclusive“  - d.h. Essen/Trinken satt und sehr stilvoll präsentiert.
Noch beeindruckender war aber die Abschlussveranstaltung auch wieder im Clubhaus mit besonderen Gastrednern vornehmlich in spanisch oder französischer Sprache aber die Siegerehrung der ersten 10 Plätze haben alle verstanden. 5 mal ESP unter den Top 10, dementsprechend viel Freude Applaus bei den Gastgebern! Das Abschluss-Bankett präsentierte sich vom Feinsten ein/zwei …  große Serrano Schinken wurde stilvoll aufgeschnitten und als Starter besonders an dem deutsch/ungarischen Tisch verzehrt, mit „laufendem Nachschub“ - also nicht nur lecker, sondern traumhaft! (Terminus eines bekannten deutschen Seglers). Das drei Gänge Menü mit Fisch oder Duroc-Filet war ebenso „ein Traum“!

TOP 3 der IOM European Championship 2023:
1. Platz - Zvonko Jelacic - CRO 35
2. Platz - Alexis Carré - FRA 73
3. Platz - Guillermo Beltri - ESP 47

Bester Deutscher Teilnehmer: 32. Platz - Torsten Fildebrandt - GER 87
Ein besonders hübsches IOM hat Sören Andresen DEN 93 gesegelt - Eigenbau in Holz!!

Anmerkung: Guillermo Beltri war der Hauptorganisator dieser EM - herausragende Leistung und große Anerkennung!

Persönliche Anmerkungen:
SHRS: Ich habe zum zweiten Mal dieses System bei einer internationalen Großveranstaltung gesegelt - habe aber auch 4 oder 5 vergleichbare internationale Meisterschaften (mehr als 70 Teilnehmer) mit HMS erlebt. Ich bin und bleibe Befürworter von SHRS für Veranstaltungen mit 66 oder mehr Teilnehmern. Ich segele „gefühlt“ doppelt so viele Wettfahrten wie mit HMS - der gesamte Regattabetrieb ist wesentlich ruhiger, die Segler nach meiner Wahrnehmung deutlich entspannter. Nichts nervt mehr, als durch Protestverhandlungen den gesamten Betrieb (fast alle Segler warten) anzuhalten - bei HMS wird m.E. häufiger/intensiver protestiert. SHRS ermöglicht 80 Teilnehmer in vier Gruppen, unter HMS sind dazu 5 Gruppen notwendig.
Schlussendlich halte ich die/eine Diskussion in Deutschland aber für überflüssig - so große Startfelder kommen nicht zusammen - und schlussendlich legt ein Abstimmungsprozess fest, welches System gesegelt werden soll/muss!? Die IOMICA hat sich auch sehr schwer getan mit der Einführung von SHRS und befragt immer wieder die Teilnehmer und bewertet es neu - letztendlich wird auch dort abgestimmt bzw. Im Gremium entschieden.

LUV-Gate: Ich war extrem überrascht und sehr skeptisch am ersten Tag - nach Eingewöhnung muss ich aber sagen, für einen gut einsehbaren Kurs hat das LUV-Gate Vorteile und funktioniert „Outside - In“ bestimmt besser als "Inside - Out.“ Diese Eindrücke/Erfahrung basieren auf den sehr langen Kursen und erhöhten Beobachtungspunkt bei dieser EM in Torrevieja. In Deutschland kenne ich bislang nur relativ kurze Kreuz-Downwind-Strecken und meist stehen wir nur wenig erhöht über dem Wasser. Dementsprechend kann ich mir vorstellen, dass einige Live-Zuschauer am YouTube Bildschirm etwas „entsetzt“ waren, die eine ganz andere Perspektive auf die Gates bzw. den Kurs hatten (?).

Bei Fragen oder besonderem Interesse  ... einfach fragen!
Fair Winds
Udo - GER 11

Hallo Udo,

vielen Dank für diesen informativen Bericht und deine Sicht auf die Dinge, die wir Daheimgebliebenen im Forum so schön diskutiert haben.

ger131 schrieb:

Hallo Udo,

vielen Dank für diesen informativen Bericht und deine Sicht auf die Dinge, die wir Daheimgebliebenen im Forum so schön diskutiert haben.


Hallo Udo, ich möchte den Worten von Volkmar gerne anschließen, toller Bericht.

Danke für deine Mühe.

Gruß Yogi 
 

www.radiosailing.de/forum/internationale...richt?start=15#18022
GER 75 schrieb in #18022
Ne Kleinigkeit am Rande...
Eine gedruckte Kiste unter den ersten 10 mit zwei Laufsiegen, einen davon in der Goldgruppe.
Hat was...

Übrigens, gibt's dieses Design zu kaufen:
radiosailing.net/collections/alioth-usa-iom-factory

Designer und Lizenzhalter:
rcsailinglab.com/the-yacht-2/

Allerdings entspricht der oben angebotene Druck nicht dem Boot von J.E. Egea ESP 190 - die Rumpfschale bestand aus drei Teilen und war auffallend glatt - Ich vermute ´mal nicht FDM-Druck - wäre interessant zu erfahren wie/womit dieses Boot gedruckt und ggf. versiegelt wurde!?
Hätte ich Depp ´mal fragen können ... sorry!!

... ich komme "der Sache" schon näher:  rcsailinglab.com/news/alioth-v3-whats-new/
… noch näher: Im US-Forum „RC-Groups“ gibt‘s einen sehr ausführlichen Baubericht, sehr viele Tipps!
www.rcgroups.com/forums/showthread.php?4...printed-IOM-sailboat

BTW: Ein weiteres Boot/Design aus dem 3D-Druck war SUI 200 "Parabellum" ... leider habe ich dazu keine weiteren Infos.

Moin Udo...ist ein FDM-Druck. Auf FB gibt es eine recht große Community.
Das Boot ist aus Polymax-PLA gedruckt und sehr aufwändig geschliffen. Dazu dann noch lackiert. Natürlich hat er sein Boot seinen Druckmöglichkeiten angepasst-mache ich genau so, aber für den Großteil seiner Kunden muss das Boot auf eine maximale Höhe von 300mm geteilt werden und dann kommt man auf 4 Teile. Das Grunddesign segelt er schon seit ca. 2 Jahren erfolgreich in Spanien. Übung macht den Meister...
Das sehe ich auch bei der Inco2. Matze Patzer segelt sie jetzt das zweite Jahr im Süden und ist da wohl zu einem ernst zu nehmenden Gegner geworden.