RC-Segeln

Deutsche Klassenvereinigung und Ausschuss RC-Segeln

Intensive Dauer-Materialerprobung

..wäre wohl auch eine zutreffende Bezeichnung gewesen, denn pünktlich zur anstehenden IOM-DM 2018 machte sich Sturmtief ELENA auf, über Deutschland hinwegzufegen. Und so rauschte der Wind am Freitagmorgen schon mächtig in den Bäumen rund um das Gelände des gastgebenden Warener Seglervereins und trieb so die dort campenden Segler aus ihren Kojen.

Endlich mal wieder eine Regatta mit ordentlich Wind, und nach Vorhersage über alle drei Tage lang anhaltend – wann hat man hierzulande sowas schon einmal?!

Während Ralf Krakowczyk als Cheforganisator den ersten Kaffee aufsetzte und sich anschließend mit Dieter Krings und den Wettfahrthelfern um Bojenauslegen und das weitere Equipment kümmerte, machten sich die 17 deutschen und 3 ausländischen (NOR, POL, AUT) Teilnehmer daran, ihre Boote aufzuriggen und die ersten Trimmrunden zu drehen. B-Rigg, und das nicht zu knapp!

Bei mir stand noch die Entscheidung an, welches Boot ich denn nun segel soll: Ich hatte mich an sich gerade erst richtig an die wieder herausgekramte TEST-7 gewöhnt und mit ihr kürzlich bei einigen Kräftig-Wind-Regatten sehr gut abgeschnitten ...tja, und daneben lag die noch nicht wirklich eingesegelte neue FRAKTAL im Auto. Ach was solls – einmal muss es ja losgehen ... also: FRAKTAL!

Pünktlich um 10 Uhr wurde die international ausgeschriebene Deutsche Meisterschaft 2018 durch Ralf und den Bürgermeister der Stadt Waren, Herrn Norbert Möller mit einer kleinen Begrüßungsrede eröffnet.

Im anschließenden Briefing gab es noch einige Erläuterungen seitens der Wettfahrtleitung. Wichtigster Punkt: Aufgrund der anstehenden Bedingungen entschied sich Dieter dazu, das Feld in 2 Gruppen aufzuteilen. Nach HMS-System würden so ab dem 2. Durchgang je 12 Boote gleichzeitig auf dem Wasser sein.

10.30 Uhr ertönte das erste Startsignal zum Einteilungslauf der B-Gruppe. Die Wellen waren bei der Anlaufrichtung schon ordentlich groß, die Luvtonne aufgrund der Distanz nur ganz schwer einzuschätzen. Also Abstand halten, nicht zu dicht irgendwo ran wenden und vor allem auf dem Steg irgendwie mitlaufen und das Boot nicht aus den Augen verlieren - die uns entgegen scheinende Sonne blendete trotz Polbrille in dem aufgewühlten Wasser äusserst stark!

Leider war jeder Start an diesem Tage auch eine Reise ins Ungewisse, denn es hatte sich in den ersten Stunden des aufkommenden Sturmes einiges an Kraut losgerissen und trieb durch den gesamten Kurs. Wen es wie oft und zum Vorteil anderer im jeweiligen Moment erwischte, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall ging es nicht nur wegen der ungewohnt hohen Welle zuweilen recht bunt durcheinander mit den ersegelten Platzierungen.

Zum Nachmittag hin legte der Wind dann noch eine kräftige Schippe drauf und die Skipper befleißigten sich zu Beginn des 4. Durchgangs schnellstens mit Umriggen auf C. So "putzig" diese kleinsten Riggs auch aussehen mögen – die Boote flogen übers Wasser!

Nicht nur gefühlt lief es damit etwas besser bei mir. Mit dem Trimm vom B-Rigg kam ich irgendwie überhaupt noch nicht zurande....

Mit der durchrauschenden Kaltfront inklusive Regen sackte zuerst die Temperatur massiv durch und dann auch der Wind. Die letzte B-Gruppen-Runde quälte sich mit den C-Riggs sichtbar über den Kurs, während die auf den A-Lauf wartenden Skipper wieder auf B umriggten. Und weil es immer "komischer" aussah, griffen einige inklusive mir sogar in letzter Minute zum großen Rigg. Risiko! Das Mehr an Fläche machte sich jedoch sehr gut: Einige weinige Böen ließen sich gerade so abreiten – diese Entscheidung war richtig gewesen.

Nach Abzug des ersten Streichresultats trennten gerade mal 2 Punkte Platz 1 (Odd, NOR 190) von Platz 4 (ich). Dazwischen lagen Torsten und Volkmar.

Am 2. Tag blieben alle beim B-Rigg. Wind und Wellen hatten ein damit beherrschbares Niveau. Treibende Hindernisse gab es - wenn - nur äusserst selten, so dass Tagesform des Skippers und der jeweilige Segeltrimm als Ergebniskriterien weit nach vorn rückten.

Der Kurs nach Luv war vom Steg aus weiterhin gut lang. In einer Runde brauchte es bei mir nur einen Wimpernschlag, um auf dem Raumschot-Stück im blendenden Gegenlicht meine FRAKTAL aus den Augen zu verlieren. Irgendeiner hatte sich mal eben in Luv drauf gelegt – tja...hab dann das falsche weiter "gesteuert". Der Rest meiner Tageswertung war konsequent selbst gemacht.

"Verzapft" triffts hin und wieder auch...

Am Nachmittag legte Tommy mit seiner YOVOTO einige echt starke Runden mit einer unglaublichen Höhe auf der Kreuz hin und holte sich u.a. einen sauberen Laufsieg in A! An der Spitze lag weiterhin Odd mit nur 2 Punkten vor Torsten, danach nunmehr Norbert und weiterhin ich selbst. Udo und Volkmar auf 5 und 6 waren in enger Schlagdistanz.

Mit einer Grillparty ging dieser Abend gemütlich zu Ende. Dank Norberts kurzer Rede wird die Jugendabteilung des Warener Seglervereins bestimmt von unserem Hunger und der Steak- und Würstchenkasse profitieren!

Am Sonntag konnte von Anfang an mit dem A-Rigg gesegelt werden. Die Windrichtung war nicht mehr ganz so stabil, und es kam auch wieder vermehrt Kraut angeschwommen.

Das Wettfahrt-Team leistete an allen Tagen sehr gute Arbeit. Aber heute ging es so richtig "um die Wurst"- da könnten unter Umständen Adleraugen-Observer massiv gefragt sein...!

Nun, die Segler haben alles gegeben und wie schon an den beiden Tagen zuvor wurde aus meiner und der am Ende bekundeten Sicht der Wettfahrtleitung weiter ordentlich und fair gesegelt, angemahnte Entlastungskringel akzeptiert oder auch gleich freiwillig gedreht.

Zurück zum Geschehen: Mit dem A-Rigg lief meine FRAKTAL in der Müritzwelle eine geniale Höhe inklusive Geschwindigkeit – endlich mal ein gescheiter Trimm und zwei Laufsiege in Folge als Ergebnis!

Der letzte Lauf. Olli, der die ganze Regatta massiv das Pech an der Hacke kleben hatte, fuhr in der B-Gruppe in aussichtsreicher Position scheinbar in einen richtig großen Krautbatzen, konnte sich aber durch rückwärts treiben lassen wieder befreien und schaffte nach wilder Aufholjagd den Aufstieg nach A. ...wer weiß, was andere in dem Moment mit rumschleppten ... Im Blick auf das eben beobachtete lautete meine persönliche Einschätzung, dass es wohl besser wäre, diesen Durchgang nicht (mehr) auszusegeln. Und wie auf Bestellung hing bei meinem Boot dann ein guter halber Meter Büschel-Schligpflanzen am Kiel!

Was Odd in dieser Runde auf Platz 11 verfrachtet hat, weiß ich leider nicht. Auf jeden Fall war das die Entscheidung und für Torsten der Regattasieg und Meistertitel 2018! Verdient hätten es jeder von ihnen sein können. In diesem Sinne herzlichen Glückwunsch – und zwar an beide!

Mein und hoffentlich aller ungeteilter Dank geht an alle, die zum Gelingen dieser Regatta beigetragen haben: Ralf, die Sportfreunde vom WSC, Dieter, alle Helfer und Observer und nicht zuletzt an alle Teilnehmer selbst – gemeinsam und in Gemeninschaft geht´s immer am besten!