RC-Segeln

Deutsche Klassenvereinigung und Ausschuss RC-Segeln

Die Deutsche Meisterschaft der F5 M-Klasse fand am 8. und 9. September 2001 statt. Austragungsort war Sörup, ganz im Norden, keine 15 km von Flensburg entfernt. Ausrichter war der Schiffsmodellclub Flensburg. Veranstalter die VDMYS, die Vereinigung Deutscher Modell-Yacht-Segler.

Die großen Entfernungen vom Westen und Süden der Republik wirkten sich nicht positiv auf die Anzahl der Teilnehmer aus, und so kamen lediglich die Härtesten und Überzeugtesten. Hatte es 14 Tage vorher bei einer Regatta am Steinhuder Meer noch 35° C, so erreichte das Thermometer bei dieser Veranstaltung keine 10° C mehr, hinzu kam noch eine kraftige Nord-West-Brise mit Windstärke 3-5. in Böen auch schon mal bis 7.

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Die Klasse F5 M auch "Marblehead" genannt, ist eine der ältesten Modellyacht-Klassen überhaupt. Anfangs noch mit Windfahnensteuerungen ausgerüstet, werden die Boote seit den 60er-Jahren ferngesteuert gesegelt. Marblehead ist übrigens ein Hafenstädtchen an der Atlantikküste nördlich von Boston, Massachusetts (USA), in dem diese Klasse 1932 ins Leben gerufen wurde. Daher kommt auch der Buchstabe "M" im Klassennamen.

Die ursprünglichen Vermessungsvorschriffen waren 50/800, wobei die "50" für 50 inch Rumpflänge und die "800" für 800 sq.-inch Segelfläche stand. Bis heute hat sich in den wesentlichen Vorschriften wenig verändert, im metrischen System erreichen die Boote eine Rumpflänge zwischen 1276 und 1289 mm, eine vermessene Segelfläche von 0,5161 m² (effektiv Ca. 0,67 m², und die Distanz Deck-Kopf Großsegel beträgt max. 2160 mm.

Die genauen Vermessungsvorschriften sind in einer Broschüre des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) zusammengefasst, die jedem Interessenten gerne zugeschickt wird (Adresse am Artikelende). Die M-Boote sind bei leichtem bis mittlerem Wind die schnellsten Einrumpf-Modellboote, erst bei mehr Wind sind die 10-Rater etwas schneller, aber die haben auch Segelflächen bis zu 1 m².

dm_m_2Zurück zur DM. Insgesamt 23 Überzeugungstäter stellten sich bei starkem Wind und Aprilwetter dem Konkurrenzkampf. Die Besten der Rangliste 2000 waren gut vertreten, und so kann man guten Gewissens sagen. dass die Regatta einer DM würdig war und hohes Niveau hatte. Ferner hatten sich Ausrichter und Veranstalter alle Mühe gegeben. Der Südensee von Sörup ist offen für die Hauptwindrichtung, trotz vorangegangenem warmen Wetter waren so gut wie keine geschwindigkeitshemmenden Algen im
Wasser. Für die Starter wurde eigens ein DM 1000,- teures Gerüst zum besseren Überblick über das Geschehen aufgestellt. Fur das leibliche Wohl sorgte die DLRG. Die Verantwortlichen des Schiffsmodellclub Flensburg, allen voran der Cheforganisator Horst Becke, Startstellenleiter Jens Brüggen und Schreiber Joachim Behncke waren unermüdlich im Einsatz.

Gefahren wurde nach dem neu entwickelten und inzwischen becchlossenen System "Jeder gegen Jeden". Es löst das seitherige Verfahren ab, nach welchem die Vorläufe im Italienischen System und anschließend nach Flottensystem gesegelt wurden. Jedes der Systeme hat seine Vor- und Nachteile. Das Flottensystem hatte seine Stärke in der Gruppe A, in welcher stets die besten Fahrer und die schnellsten Boote zusammen waren und die damit Modellyachtsegeln auf höchstem Niveau bot. Der Nachteil lag im Auf- und Absteigen: Wenn jemand Pech hatte (Algen, missachtetes Vorrecht durch einen Konkurrenten, Fernsteuerungsprobleme o.Ä.). wurde er durch Absteigen immer doppelt bestraft, da er die hohen Punkte des Letzten in A erhielt und beim nächsten Lauf bestenfalls Erster in B mit entsprechender Punktzahl werden konnte.

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Das neue System bringt immer nur einen Teil der schnellsten Boote zusammen, zwangsläufig aber immer auch weniger erfahrene Segler in die Gruppe, was oftmals beim Start und während eines Laufs zu Begegnungen der weniger geliebten Art führt. Dafür entfällt der Doppelstress des Auf- und Absteigens. Bei zwei Gruppen bilden die ungeraden und die geraden Plätze jeweils das nächste Starterfeld (der erste Lauf wird ausgelost) und die erreichten Plätze ergeben in beiden Gruppen jeweils dieselbe Punktzahl (also Platz 1 in A und B = 1 Punkt, Platz 2 = jeweils 2 Punkte usw.).

Nun zum Geschehen auf dem Wasser. Anfangs musste sich jeder Skipper herantasten, welches seiner Riggs für den Starken und oftmals wechselnden Wind optimal war. Da wir meistens Regatten mit wenig Wind fahren und deshalb nur selten das große A-Rigg wechseln, war diese Aufgabe gar nicht so einfach. Der am häufigsten gemachte Fehler war der Glaube, im Zweifel wäre das größere Rigg auch das schnellere. Recht bald zeigte sich, dass die bei wenig Wind guten Segler auch diejenigen mit der besten Erfahrung sind und sie das Rigg-Problem schnell in den Griff bekamen. Am Ende eines stürmischen Tages war deshalb das Zwischenergebnis kein Zufall:

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Die Punktzahl 13/9 bedeutet 13 Gesamtpunkte. 9 nach 2 gedachten Streichläufen.

 


Der Wind war am zweiten Tag etwas weniger sturmisch und man konnte von den Riggs mit Großsegel-Vorliek von 100-120 cm wieder auf solche mit 130-160 cm gehen. Es gab viele spannende Positionskämpfe, bei achterlichem Wind kamen manche Boote ins Surfen, es machte richtig Spaß. Obwohl viele Boote aus der Schmiede des mehrfachen Deutschen Meisters, Europa- und Weltmeisters - Janusz Walicki auf dem Wasser waren, ist die interessante Tatsache festzuhalten, dass von den ersten 5 Booten im Endklassement vier unterschiedliche Konstruktionen waren.

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dm_m_41. Janusz Walicki, GER 06 44/25 Punkte
Natürlich das neueste Boot und die neuesten Segel des Meisters, wie immer optimal getrimmt und genauso gut gesteuert. Am 2. Tag leistete Janusz sich ein paar Ausrutscher, aber das Polster vom ersten Tag genügte. um den Vorsprung zu halten. Janusz fährt ein konventionelles Rigg mit drehbarem Mast.

2. Gehard Schmitt, GER 61 45/32 Punkte
Die französische MARGO, konstruiert von Paul Lucas, hat schon einige Jahre auf dem Buckel, ist aber bei rauem und achterlichem Wind immer noch sehr schnell. Alle Riggs sind sog. Swing-Rigs. Diese von Roger Stollery in England entwickelte Rigg-Konstruktion ist von vielen Spitzenseglern, insbesondere von Graham Bantock (vielfacher Weltmeister), inzwischen zugunsten des sog. "Shroudless Rig" wieder aufgegeben worden. Mein Ergebnis bei dieser DM zeigte aber, dass man mit den Swing-Rigs durchaus mithalten kann.

3. Klaus Schröder, GER 03 67,5/35 Punkte
Boot und Rigg sind quasi identisch zu GER 06. Der gute Skipper hatte einen starken ersten Tag, am zweiten Tag nützte aber in einer Protestsituation alle Redegewandtheit nichts. So wurde der mogliche 2. Platz vergeben.

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4. Gerd Mentges, GER 01 53/40 Punkte
Die Eigenkonstruktion von Boot und Rigg des Obmanns der DSV-Modellyacht-Segler war insbesondere am 2. Tag sehr schnell. In manchen Läufen waren aber zu viele Konkurrenten in der Quere und verhinderten ein besseres Ergebnis. Das Boot ist jedoch eine Basis, die Gerd bei etwas mehr Regattaeinsatz und entsprechender Praxis wieder ganz noch vorne bringen könnte.

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5. Michael Scharmer, GER 09 63/47 Punkte
Eine weitere Eigenkonstruktion unseres "Segelprofessors". Leider „verzettelt" Michael sich zu sehr mit den Booten der 1m-Klasse, und so fehlten ihm bei diesen Wetterbedingungen etwas Praxis und Erfahrung mit seinem schnellen M-Boot. Einige Läufe von ihm waren spektakulär gut, aber einige schlechtere Ergebnisse verhinderten eine bessere Platzierung. Das Boot mit seiner schmalen Flosse (und sie lief doch) ist auf jeden Fall auf höchstem Niveau. Hoffentlich hat er M-Blut geleckt und kommt nun öfters zu Regatten.

Aus den Plalzierungen ist ersichtlich, dass der DSV-Obmann Modellyacht-Segeln ein Aktiver ist. der Siebte, Werner Gerhardt (GER 97), ist Präsident des überregionalen VDMYS. Unser Modellsport wird also von Praktikern und nicht von Funktionären geprägt.

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Sollte ich mit diesen Ausführungen bei dem einen oder anderen Leser Interesse für die "Formel 1" unter den Modellyachten geweckt haben, so würden sich unsere Offiziellen und auch der Autor freuen, mit Unterlagen sowie Rat und Tat zur Verfügung stehen zu können. Anfänger und Neulinge werden mit offenen Armen empfangen und dürfen, sofern sie die Segelregeln  wenigstens elementar beherrschen, ohne weitere Qualifizierung bei allen Regatten mitmachen. Die Regeln entsprechen bis auf
Kleinigkeiten denen der Großsegler.

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logosmOriginal erschienen in der Zeitschrift Schiffsmodell  des Neckar-Verlags 1/2002 Autor: Gerhard Schmitt.
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