RC-Segeln

Deutsche Klassenvereinigung und Ausschuss RC-Segeln

Die Vergabe der WM an Großbritannien war wohl gewählt, denn die britische Model Yachting Association feiert in diesem Jahr ihr 100 jähriges Bestehen. Und dass selbst das Segeln mit kleinen Booten in GBR einen ganz anderen Stellenwert hat, wurde (nicht nur) mit dem Besuch des Schirmherren der Organisation, Seiner Hoheit Prinz Philip, Duke of Edinburgh, auf eindrucksvolle weise bestätigt.
 
iom-wm2011 1 iom-wm2011 1 h 20gilessen teilnehmerAusgetragen wurde die Regatta auf dem 1899 erbauten und 1987 komplett erneuerten Marine Lake, einem künstlichen Strandsee, der normalerweise vom dort ansässigen Club für Segelevents vom Opti über 2,4mR-Yachten bis zu 14-Fuß-Jollen genutzt wird. Ganz neu war eine RC-WM für den Verein zwar nicht, aber es war dennoch interessant zu erfahren, mit welchem Interesse die Clubmitglieder die nicht zu übersehende Begeis­terung der Teilnehmer in sich aufnahmen.
76 Segler aus insgesamt 22 Nationen waren gemeldet. Deutschland hatte 4 der begehrten Startplätze erhalten, unter ihnen der amtierende Deutsche Meister Jens Amenda vom SVLSW.
 
iom-wm2011 1 iom-wm2011 1 j amenda a-gruppe20auf20der20kreuzAusgesegelt wurde die Regatta nach dem bewährten HMS-System und unter den Augen von jeweils 4 Umpires und Observern aus dem Teilnehmerfeld. Erstere sind ISAF-bedingt ein Muß, die seit nunmehr 2 Jahren praktizierte Ergänzung ist als wesentliche Verbesserung der Schiedsrichter­leistung zu sehen, da die meist aus dem Großbootbereich kommenden Offiziellen mit der Geschwindig­keit der Abläufe so ihre Probleme haben. Positionswechsel und Manöver sind innerhalb von Sekunden vollzogen, und es passiert immer noch, dass dem Falschen der Entlastungskringel zugewiesen wird.
Der Marine Lake mit seiner offenen Lage am Eingang der River-Dee-Bucht versprach beste Bedingungen. Aller­dings war er deshalb nicht weniger anspruchsvoll zu segeln, wie sich z. B. bei den teilweise urplötzlich auftretenden Kreuz­wellen zeigte. Was Jollen wohl kaum beeindruckt, macht einem 4kg-Boot doch ganz schön zu schaffen.
iom-wm2011 1 iom-wm2011 1 g 20schembri jens20amenda20beim20trimmenMit einem 4. Platz im Einteilungs- und einem guten Mittel­feldplatz im darauf folgenden ersten B-Gruppen-Lauf begann die Regatta für J. Amenda recht vielversprechend, allerdings waren die darauffolgenden mehrheitlichen Aufenthalte im Bereich der C- und D-Gruppen eher als realistisch anzusehen.
 
An der Spitze entwickelte sich ein enger Kampf zwischen den britischen Seglern B. Gibson, P. Stollery und G. Elliot, die seit Jahren zu den weltweit besten der Szene gehören und neben ihren perfekt abgestimmten Booten hier auch noch mit dem nicht zu übersehendem Heimvorteil ausge­stattet waren.
“Walk the race” – man kann schon sagen: “Typisch britisch” wurde der Kurs möglichst parallel zum Ufer ausgelegt und sehr lang gehalten, so dass die jeweils 20 Segler einer Gruppe und auch die Umpires das Up and Down am Ufer mitlaufen mussten. Sein Boot im Auge behalten, nicht von einem anderen angerempelt werden oder urplötzlich auf einen anderen stehengebliebenen Segler “auflaufen” oder am Ende noch mit den zwischen­durch laufenden Spaziergängern zu kollidieren, war mehr als schwierig zu koordinieren und nicht nur für uns äußerst gewöhnungsbedürftig. Auch die bei der letzten EM top gesegelten Kroaten hatten beispielsweise sehr damit zu kämpfen.     Bei einer derartigen Leistungsdichte der Boote und Skipper sowie der Geschwindigkeit, mit der so ein Rennen abläuft, sind selbst kleinste Fehler kaum wieder gutzumachen, und der Verlust von 3 Sekunden trennt Welten. Zum Beispiel nützt die theoretisch beste Startposition einfach nichts, wenn sich im letzten Moment doch noch einer findet, der mit halboffenen Segeln die Linie herunter geschossen kommt und alles nieder pflügt, was sich da aufgereiht hat.
Besonders in den unteren Gruppen passierte das viel zu häufig, so dass der am 4. Wettfahrttag durch gleich 2 selbst verursachten Patzer entstandene Abstieg von J. Amenda in die letzte (E-) Gruppe alles andere als leicht wettzumachen war. Nur mit viel Mühe gelang der Wiederaufstieg, jedoch reichte der Vorstoß in die B-Gruppe beim letzten der 25 Läufe nur noch für eine minimale Steigerung vom zwischen­zeitlich 50. auf den 48. Platz.
 
iom-wm2011 1 iom-wm2011 1 j 20amenda a-gruppeBester Deutscher wurde M. Scharmer auf 33, M. Lehmann belegte den 60. und C. Posmik den 72. Platz.
Während sich unser Team mit seinen hausgemachten Problemen herum schlug, hatte sich an der Spitze ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen P. Stollery und B. Gibson entwickelt, und mit jedem Lauf wuchs die Spannung, wer von den beiden am Ende den Pokal mit nach Hause nehmen würde.
Es hatte schon etwas von Stadion-Atmosphäre, mit welcher Begeisterung ausnahmslos alle Segler und jede Menge Zuschauer in den letzten beiden Läufen der A-Gruppe auf dem schmalen Rundweg mit-fieberten, packende Match-Race-Szenen erlebten und am Ende Peter Stollery als neuen und würdigen Weltmeister applaudierten.
 
iom-wm2011 1 iom-wm2011 1 j 20amenda neuer20weltmeister20peter20stolleryIn den letztem Jahren ist viel in Sachen Mediennutzung unternommen worden, um unsere Sparte des Segel­sports weiter publik zu machen – diese WM hat auch hier neue Maßstäbe gesetzt. Mit Mikrofon und Kamera bewaffnet wurde das Geschehen festgehalten und täglich als Zusammenschnitt im Internet auf Youtube veröffentlicht – ganz großes Kino und noch mehr Klasse!

Für die nächste EM ist Deutschland als Ausrichter im Gespräch, es gibt hierzulande bereits seit längerem Bemühungen, ein solches Event auszurichten. Hoffen wir dass es gelingt und dass wir demnächst selbst einmal als Gastgeber nicht nur unser Organisationstalent unter Beweis stellen dürfen.