RC-Segeln

Deutsche Klassenvereinigung und Ausschuss RC-Segeln

Normalerweise soll ja alle zwei Jahre eine NAVIGA-Weltmeisterschaft stattfinden. Um jedoch nicht immer mit der MYRD-WM zu kollidieren, wurde die NAVIGA-WM auf 1993 vorgezogen. Daher trafen sich die Segler aus den NAVIGA-Ländern bereits ein Jahr nach der so gelungenen Starkwind-WM von Sopron/Ungarn nunmehr in Poznan/Kiekrz im Nachbarland Polen, um die neuen Weltmeister in den Klassen F5-E, F5-M und F5-10R zu ermitteln.

naviga_wm_93_1Zeitraubend wie immer bei einer NAVIGA-WM war der erste Tag, der mit der Vermessung und Signierung der Boote in den drei Bootsklassen vorüberging. Die E-Boote wurden auf Kiellänge, Segelfläche und Rumpfgewicht überprüft und signiert, ein Nachwiegen während der Regatta wurde jedoch nicht durchgeführt. Die Kontrolle dieser immer beliebter werdenden Bootsklasse machte den routinierten Vermessern keine Probleme, da ja die Klassenvorschriften recht einfach gehalten sind.

naviga_wm_93_2Bei den F5-M-Yachten wurden die Segelmaße bei allen Riggs genauestens mit dem Meßbrief verglichen, besonders wurde bei allen Bootsklassen auf die neue Segelkennzeichnung im Großsegel und in der Fock geachtet. Die meisten Skipper kamen mit dem geprüften Meßbrief von Sopron.

Bei der Klasse F5-10R gab es eine größere Diskussion über das Finden der richtigen Wasserlinie im Wasserbecken, welches leider im Freien aufgebaut war. Die Wasserlinien wurden des öfteren um 2 bis 3 cm anders gemessen als noch in Sopron. Bei unserem Team mußte Helmut Mylius aus Mannheim gleich dreimal mit der Schere das Segel reduzieren, bis es einen Rennwert von 9,97 hatte.

Der Arbeitsaufwand der neuen Flächenberechnungen betrug für dieses Boot schon allein eine Stunde . Man sollte die 10R-Regeln endlich ändern und eine bessere Meßmethode suchen, um die Wasserlinie exakter feststellen zu können. Außerdem ist ein Wasserbecken im Freien, und das noch bei Wind, wohl kaum das richtige.

Die meisten Skipper vertraten auch die Ansicht, daß es vollkommen ausreichend wäre, die ersten drei Boote in jeder Bootsklasse nach Beendigung ihrer Wettfahrten nachzumessen. Auf diese Weise hätte man dann einen ganzen Tag mehr zum Segeln.

F5-E

naviga_wm_93_5Gleich bei den Vorläufen begann das Debakel: Wasserpflanzen in jeder Größe und Länge an Kielen und Rudern, Grund genug, von den drei Vorläufen einen zu streichen. Eine reguläre Regatta war unter diesen Umständen nicht durchzuführen, prompt kam auch ein schriftlicher Protest, unterschrieben von den Teilnehmern aus Italien, Österreich und Deutschland. Werner Gerhardt als Startstellenleiter bemühte sich, den Kurs so zu legen, daß man am Steg bei jeder Vorbeifahrt die Yacht von Pflanzen befreien konnte. Trotz zweier neuer Streichläufe, die noch eingeführt wurden, blieb der E-Boot Wettbewerb allerdings ein Lotteriespiel.Wobei anzumerken ist , daß man beim Lotto wohl eher gewinnt als bei der WM in Poznan. Die Teamkollegen der russischen Teilnehmer nahmen die Boote an zwei Stellen aus dem Wasser und befreiten diese jeweils von den Wasserpflanzen. Diese Regelwidrigkeit wurde allerdings großzügig übersehen. Trotzdem haben wir einen neuen Weltmeister in der Klasse F5-E gefunden.

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F5-10R

naviga_wm_93_12Als nächstes kam die Klasse F5-10R an den Start, die Königsklasse des Modellsegelsports. Die Veranstalter taten ihr Bestes, um die treibenden Wasserpflanzen vom Regattakurs fernzuhalten. Über 300 m lange Sperrnetze mit Schwimmkörpern und Gewichten wurden eingesetzt. Der Veranstalter hatte allerdings schon vorher gewußt, daß Modellsegeln an diesem Gewässer ohne viel Aufwand nicht möglich ist, denn vier Wochen vorher wurde die polnische Meisterschaft wegen desselben Dilemmas genau an derselben Stelle abgebrochen. Fahrstil und Taktik ergaben trotzdem einen würdigen Weltmeister, Otmar Bölter war wohl der beständigste Segler dieser WM, ausgerüstet mit dem Modell PARTNER des großen Meisters, war er ohne Konkurrenz auf dem Wasser.

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F5-M

naviga_wm_93_13Große Erwartungen bei den Marblehead-Yachten, der dritten Modellsegelbootsklasse der NAVIGA. Auch hier dominierte O. Bölter aus Hamburg mit seiner neuen SKALPEL wie er wollte. Zweiter wurde Igor Nalewski aus Rußland vor der Überraschung dieser Weltmeisterschaft, Reinhold Holly aus Österreich. Das Boot von Herrn Holly ist eine Eigenkonstruktion in extrem sauberer Bauweise, ausgerüstet mit Pendelfock. Auf dem vierten Platz Dr. R. Stigler aus Österreich, er zeigte wie immer gutes Modellsegeln und starke Nerven mit seiner ARCHER, einer Konstruktion von John Elmaleh aus den USA; der Rumpf stammt übrigens aus der Form des Verfassers. Während der M-Regatta gab es große Aufregung: Ein Observer wollte meine MEGA IN nicht an den Start lassen, er glaubte, ich hätte den Kiel gewechselt, da alle Kiele und Ruder mit lila Farbe abgezeichnet waren, meiner aber schwarze Farbe aufwies. Des Rätsels Lösung: Der zweite Kiel wurde vor dem Registrierungsende neu registriert, dies bestätigte dann auch der zuständige Vermesser.

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Ein Lob an die beiden Startsteilenleiter Karl Schüler aus München und Werner Gerhardt aus Kiel, sie machten ihre Sache sehr gut, unterstützt von Videoaufnahmen bei Protestverhandlungen.

Übrigens gab es recht wenig Proteste, und diese wurden jeweils in wenigen Minuten abgehandelt. Die Startstellenleiter-Sofortentscheidungen haben sich gut bewährt, davon könnte man bei der MYRD etwas lernen.

Ein paar Zeilen noch zum Austragungsort: Wenn der Veranstalter, die LOK (repräsentiert Polen bei der NAVIGA), die Wasserpflanzenplage in den Griff bekommen würde, wäre dieser Standort das Beste, was man für den Modellsegelsport auf unserem Kontinent finden könnte. Allerdings zweifelte kaum jemand von den Teilnehmern daran, daß die polnischen Kollegen dieses Problem in Zukunft ausschließen können. Großes Lob an den "Häuptling" der NAVIGA-Segler, Herrn Helmut Türk aus Wien, und an die polnische Organisation; diese Weltmeisterschaft war auch ein Weg der Völkerverständigung.

Wenn Polen in zwei Jahren wieder die Segler der NAVIGA-Welt zur WM '95 ruft - Polen hat sich hierum beworben - , möchte ich auch wieder mit dabei sein. Ein großer Dank an unser Nachbarland Polen und seine freundlichen Menschen.

logosmOriginal erschienen in der Zeitschrift Schiffsmodell  des Neckar-Verlags 11/1993 Autor:Peter Gernert. Sollten hiermit irgendwelche Rechte verletzt werden bitte Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Ich werde dann den Artikel sofort entfernen.