Die NAVIGA rief zwischen dem 25. August und dem 5.September 1992 zur 6. Modellsegel-Weltmeisterschaft nach Sopron /Ungarn am Neusiedlersee.
Nach der üblichen Eröffnungsfeier mit Musik , Eidvorlesung, Flaggenparade und buntem Umzug durch die Stadt Sopron war es endlich soweit. Die besten Segler aus den der NAVIGA angeschlossenen nationalen Verbänden waren teilweise schon einige Tage am Neusiedlersee, um sich und ihre Modellsegelboote auf das große Ereignis einzustellen .Am Start und immer als erste am Wasser die ewig jungen und dynamischen Segler mit dem berühmten "Austria-Flair". Die GUS mit ihrem Weltmeister N. Nazarov waren genauso wie China mit vollem Kontingent an Seglern angereist. Die Schweizer um H. Lupart mußten allerdings ihre Leichtwind-Geheimnisse auf einem Nummernkonto in Genf hinterlegen, denn in Sopron war Starkwind bis 20 m/s angesagt. Bei den Italienern haben wir den Weltmeister der Zukunft gesehen, ganze 9 Jahre alt und schon ein Top-Segler. Viel Beachtung fand auch seine Mama, die schöne Fiorella Fonda, ihr Boot und Badeanzug waren farblich (erdbeer) aufeinander abgestimmt.
Viel Mühe gaben sich die Segler aus Polen, Rumänien, Ungarn und derTschechoslowakei, sie segelten gegen die Materialübermacht der anderen Nationen. Leider mußten wir Deutschen ohne unsere Weltmeister J. Walicki und T. Dreyer anreisen . Warum bei unserer Mannschaft so viele Plätze nicht belegt worden waren, bleibt wohl für immer ein Geheimnis unseres Verbandes.
Klasse F5-E
Als erstes suchte die Klasse F5-E ihren neuen Weltmeister. Nach drei Vorläufen im italienischen System (die Punkte wurden nicht mitgenommen) startete der Chronist (G 86) als einziger der deutschen Vertreter in der Gruppe A; schon nach den Vorläufen zeigte sich, daß die E-Boote aus der Volksrepublik China auf dieser WM wohl nicht zu schlagen waren. Besonders der Segeltrimm für Starkwind bis 15 m/s machte uns Baggerseeskippern schwer zu schaffen. Der Verfasser klebte seine Segel nach den Vorläufen bis nachts um 2.00 Uhr auf andere Segelprofile zusammen, ähnlich denen der E-Boote aus China. Das Boot lief sofort viel besser, besonders auf der Kreuz, und nun konnte der Chronist auch gut mit den Besten mithalten, ein wenig mehr Blei wäre wohl auch angebracht.
O. Bölter und H. Starklauf halfen den E-Boot-Seglern vorbildlich beim Segeltrimm, denn für viele war es zum erstenmal das große Abenteuer Weltmeisterschaft.
Ein großes Lob an unsere E-Boot-Segler, sie gaben nie auf und kämpften um jeden Platz, dabei legte der Verfasser allerdings eine zu harte Gangart in Erwartung auf Platz 4 ein: Für sein Abschießen eines Bootes aus der GUS an der Leetonne bekam er zu Recht die rote Karte und wurde aus der Wertung genommen. Bester Deutscher war dann in der Wertung auf Platz 14 U. Hoffmeister.
Klasse F5-M
In der M-Klasse starteten 56 Teilnehmer in 4 Gruppen. Bei diesem Wettbewerb gab es alles, was das Modellseglerherz erfreute . Bei Sturm mit 20 m/s wurde von vielen mit der Schere das Rigg auf 80 cm heruntergeschnitten. Diese Bootsklasse wird wohl bald eine SKALPEL-Einheitsklasse werden, das beste M-Boot der Welt wurde auch von den Seglern aus China benutzt; auch die Boote von I. Nalevski aus der GUS und H.G. Sarnes aus Deutschland hatten die typischen Merkmale der SKALPEL-Konstruktion. Die MEGA IN des Verfassers war das einzige M-Boot, welches der SKALPEL ebenbürtig war. Viermal Platz 1, zweimal Platz 2 bei 17 Läufen , kein Protest bei F5-M, selbst bei Windstärke 6 bis 7 keine Probleme im Handling.
Die Plätze 1, 3 und 4 gingen an die Segler aus China , bester deutscher Teilnehmer wie auch bei den Tenratern war O.Bölter auf Platz 2 mit seiner SKALPEL, die er auf den Namen FIGHTER getauft hatte. Platz 5 wurde vom Chronisten belegt , Platz 7 von H.G. Sarnes, der während der ganzen WM immer ruhig und besonnen wirkte. Auf Platz 32 H. Mylius, auf Platz 34 H. Starklauf aus Würzburg. Auf Platz 45 Th. Haindl.
Klasse F5-10
Jetzt ging es richtig zur Sache, Petrus ließ die Windmaschinen sausen (10 bis 15 m/s); nach den Vorläufen schafften es O. Bölter und meine Wenigkeit (diesmal wurden die Punkte mitgenommen), in der Gruppe A zu starten. H. Starklauf begann in Gruppe B. Großen Eindruck machten die GUS-Segler mit ihrem neuen 10er Länge 165 cm, 6,6 kg Gesamtgewicht. Auf der Kreuz war dieses Boot jeder anderen Konstruktion überlegen, leider hatten die Kollegen aus der GUS oft Probleme mit der Elektronik. Beim ersten Lauf in A hatte O. Bölter Pech, sein Sender fiel am Steg insWasser; aber wer den O. Bölter kennt, der weiß auch, wie verbissen er kämpfen kann, auch wenn das Pech ihn verfolgt. So erreichte er schließlich Platz 2. Im letzten Lauf gab es noch eine Protestverhandlung zwischen China und der GUS, sonst wäre O. Bölter Weltmeister geworden.
Der Tenrater aus der Werkstatt des Berichterstatters konnte bei diesem Starkwind nicht überzeugen, dafür war er schließlich auch nicht gebaut worden. Im Endergebnis reichte es für Platz 12. Topsegeln zeigte H. Lupart aus der Schweiz, er kam mit seiner Modellyacht auf Platz 4. Platz 18 belegte H. Starklauf, Platz 38 H. Mylius.
Der Trend geht zu den großen l0-ern , Wasserlinienlänge ca. 135 bis 138 cm , Rigghöhe 250 cm.
Weltm eister wurde überzeugend N. Nazarov aus der GUS, sein Bruder wurde Dritter.
Ein großes Lob an das neue Ungarn, an den Veranstalter, an die Startleitung und an die Jury ; das war Werbung fürs Modellsegeln, Presse und Fernsehen waren da, nur "G.Jungmann" aus Kiel fehlte.
Original erschienen in der Zeitschrift Schiffsmodell des Neckar-Verlags 11/1993 Autor:Peter Gernert. Sollten hiermit irgendwelche Rechte verletzt werden bitte melden. Ich werde dann den Artikel sofort entfernen.