RC-Segeln

Deutsche Klassenvereinigung und Ausschuss RC-Segeln

Die Deutsche Meisterschaft des Deutschen Segelverbandes (DSV) in der bekannten Marblehead-Klasse wurde dieses Jahr vom 5. bis 7. Mai in Biblis (bei Mannheim) ausgetragen.

Der ausrichtende Seglerverein Biblis e.V., angesiedelt in einer doch recht wasserarmen Gegend Deutschlands, hat einen bzw. zwei ehemalige Kiesgrubenseen zur Verfügung, auf denen eifrig Segelsport betrieben wird, übrigens trotz der dafür im Grunde bescheidenen Größe auch mit einer ganzen Anzahl von Katamaranen. Seit einigen Jahren werden hier unter der Leitung von Rudolf Bär und seiner gesamten Familie bereits Ranglisten-Regatten ausgetragen, und jedes Jahr konnte man bauliche Veränderungen bzw. Verbesserungen bewundern, die uns nun dieses Jahr für die Deutsche Meisterschaft zugute kamen. Es war für einen guten organisatorischen Rahmen gesorgt, und die Ausrichter haben sich alle Mühe gegeben, uns zufriedenzustellen.

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Für die Teilnahme an dieser nach vielen kontroversen Diskussionen erstmals als internationale Regatta ausgeschriebenen Meisterschaft waren max. 60 deutsche Segler gemäß der DSV-Rangliste zugelassen, plus internationale Gäste. Das heißt, jeder interessierte DSV-Segler hätte melden können - nicht unbedingt nur die ersten 60 der Rangliste. Erfahrungsgemäß kommen nicht alle ersten 60, die eine derartige Qualifikation hätten, da kann man die freien Plätze auch an andere interessierte Segler vergeben. Leider meldeten offenbar aufgrund einer mißverständlichen Formulierung nur 55 Segler, und davon erschienen dann letztendlich 45. Einige blieben trotz Anmeldung ohne Angabe von Gründen der Veranstaltung fern, aus meiner Sicht ein unfairer bzw. unhöflicher Zug gegenüber dem Veranstalter. Internationale Beteiligung leider auch gleich Null - ich denke, diese Möglichkeit hatte sich einfach nicht in anderen Ländern genügend rumgesprochen, aber vielleicht ist es für unsere Nachbarn auch uninteressant, in Deutschland zu segeln?

Nun, die Sonne strahlte (hoffentlich nicht das in näherer Umgebung liegende Kernkraftwerk ...), der Himmel war blau, alles war da - nur kein Wind! Stattdessen ein wenig Seemoos auf der spiegelglatten Wasseroberfläche. Der Wetterbericht erzählte was von einem frühsommerlichen Hoch, das gab nicht viel Hoffnung auf Verbesserung. Leider blieb es auch tatsächlich über die ganzen drei Regattatage ausgesprochen flau. Mit einiger Müh und Not wurden insgesamt neun Durchgänge der drei Wertungsgruppen mit jeweils 15 Seglern zustande gebracht, wodurch wir einen Streichlauf für das jeweils schlechteste Laufergebnis hatten. Einige Läufe wurden wegen Flaute abgebrochen, während andere auch das gesetzte Zeitlimit von 30 min plus 8 min „Auszeit" überschritten. Hier war Rudi Bär als Regattaleiter wahrlich nicht zu beneiden, zumal wenn er einen Lauf abbrach und sich just darauf doch Wind einstellte, der natürlich bis zum Neustart nicht anhielt, aber für den abgebrochenen Lauf gereicht hätte. Wer schon einmal Regatten gesegelt hat, der weiß sicher, daß solche Flautenschiebereien um einiges nerviger sein können als z. B. eine knallharte und schnelle Sturmfahrt.

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Gleich der erste Lauf brachte eine Einstimmung, wie es manchmal auch daneben gehen kann, als Rudi Bär während des Rennens (ohne Behinderung der Teilnehmer) rechtzeitig eine Bahnverkürzung ansagte, die den Teilnehmern zugute kam und auch kommentarlos akzeptiert wurde. Offenbar aber nicht von allen, denn nach dem verkürzten Rennen legte ein Teilnehmer, nachdem er sich erst schlau gemacht hatte, aufgrund des Formfehlers Protest gegen diesen Lauf ein (der Kurs darf nicht während eines laufenden  Rennens verändert werden), der daraufhin, Regel ist Regel, tatsächlich wiederholt werden mußte.

Ich kann mich ferner an einen anderen Lauf erinnern, in dem ich aufgrund eines Startdesasters mit einigen anderen erst mit reichlich Verspätung das Rennen aufnahm und wir dem Pulk zunächst unauffällig und mit dezentem Abstand ums Dreieck hinterherschlichen. Beim Runden der Leetonne zur anschließenden „Banane" gelang dann Jochen Weiß und mir das eigentlich Unmögliche, und wir segelten auf unterschiedlichen Kursen mit einem „Privatwind" von hinten „einfach" um den in der Mitte der Bahn abgestellten Pulk herum und waren plötzlich wieder unter den ersten 6. Da kam natürlich nur einseitig Freude auf. Trotzdem, es war ja nicht die erste Leichtwind-Regatta, und im Ergebnis finden sich die gewohnten Namen zumeist an den gewohnten Stellen bzw. zumindest im Umkreis wieder, auch wenn sich einige sicher etwas Besseres vorgestellt hatten und es auch Ausrutscher gab. Auf der anderen Seite wage ich jedoch die Behauptung, daß man noch vor vielleicht 10-15 Jahren diese Regatta mit den damaligen Booten gar nicht zustande gebracht hätte, was das Leichtwindpotential der damaligen Boote angeht.

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Souverän wie gewohnt die fast konstante Leistung unseres neuen Meisters J. Walicki, der jedoch, völlig ungewohnt, gelegentlich mit lästigen Funkstörungen zu kämpfen hatte, ohne die er einen vermutlich deutlicheren Abstand zu den Nachfolgenden gehabt hätte (und das, obwohl er im 434-MHz- Band funkt). Aber auch bei einigen anderen Teilnehmern hatte ich sehr gemischte Gefühle. hatte man bei ihnen doch' das Gefühl, der imaginäre Hamster im Laufrad probt den Ausbruch, so laut zitterten Winden bzw. Servo zu meist im Nahbereich. Ich selbst habe dieses Thema hoffentlich weitgehend zu den Akten gelegt, denn durch "Einsatz von nobler PCM-Ubertragungstechnik ist auch mein zuvor gelegentlich unruhiger "Goldhamster Segelwinde" definitiv ruhiggestellt worden, zumindest oberflächlich. Seit drei Jahren machen meine RC-Komponenten nur die Bewegungen, die auch vom Sender (mehr oder weniger geschickt) gesteuert werden, was ein sehr beruhigendes Gefühl  hervorruft.

Gelegentlich trifft man ja auf Zweifler, wenn es um "teure" Computer-Fernsteuerungen für Segelyachten geht, die selbst ihre mehrere tausend DM teure Regattayacht noch mit einer einfachen Einsteiger-Fernsteuerung ausrüsten. Zu Hause am See mag das auch problemlos funktionieren, doch bei Regatten mit mehr als 15 Teilnehmern pro Gruppe, wie heute üblich, stoßen da einige Anlagen doch an ihre Grenzen. In meinen Augen macht es daher durchaus Sinn, sein teures Boot auch mit einer hochwertigen Fernsteuerung möglichst mit PCM-Übertragungstechnik zu steuern. PCM ist zwar kein Allheilmittel gegen richtige Frequenz-Störungen, aber aufgrund der speziellen Funktionsweise werden gerade die Iästigen kleinen Zitterimpulse in einem Boot, die man häufig gar nicht lokalisieren kann, wirksam unterdrückt bzw. überspielt - es herrscht Ruhe im Schiff. Zudem kann auch die PCM-Funktion "FailSafe" von Nutzen sein: Wenn tatsachlich mal eine richtige  Funkstorung aufgrund Kanaluberschneidung etc. eintritt, so fahrt der Empfänger wahrend der Storung die Servos in eine selbst programmierte Stellung, z. B. Ruder-Vollausschlag, Segel gefiert. Das Boot bleibt dann mehr oder weniger auf der Stelle stehen und fährt Kreise. Gut z. B. bei großen Gewässern/Seen und einem Bergeboot. Aber auch ohne Fail Safe kommt es im Falle eines Falles nie zu einem unkontrollierten Durcheinanderlaufen der Servos, was schon so manche Beschädigung verursacht hat. Auch auf den Computersender möchte ich nicht mehr verzichten, machen doch die Wegeinstellfunktionen den Einbau der RC-Anlage und deren optimale Einstellung zu einem Kinderspiel ohne mechanische Klimmzüge (wenn man erstmal das Programmieren durchschaut hat . . .).