RC-Segeln

Deutsche Klassenvereinigung und Ausschuss RC-Segeln

Da hatte am Ende der Veranstaltung die Vorsitzende des Rate-Committees, Bernardette Delbart, schon recht, als sie meinte, wir sollten uns dringend bemühen, für die Modellsegler einfachere Regeln Zu finden, am Land, aber auch auf dem Wasser - und zwar so schnell wie möglich. Vorweg sei gesagt, daß sie als „Race Committee Chairman" ihre Sache ausgezeichnet machte und für einen zügigen Ablauf und eine gute Organisation am Wasser sorgte.

Trotzdem konnten wir am Montag um 14 Uhr in drei vorher ausgelosten Gruppen starten und die vorgesehenen drei Vorläufe auch noch am gleichen Tage beenden. Leider kamen durch die Auslosung sehr oft die gleichen Segler in dieselbe Gruppe. Bei der Berechnung für das Flottensystem wurden nur zwei Läufe bewertet, weil einer dieser Läufe ein Streichlauf war.

10r_1991_wm_2Der Start hinein in den Schlauch. Vorne rechts W. Gerhardt (G 77) und G. Schmidt (G 61)

So begann dann die Regatta am Dienstag mit drei deutschen Seglern in der A-Gruppe, weil Janusz Walicki und Werner Gerhardt mit je zwei 1. Plätzen und Peter Gernert mit einem 1. und einem 4.Platz ihre Vorläufe hervorragend beenden konnten.

Dabei konnten wir so starke Leute wie Sol, Momo, den späteren Weltmeister Lucas und Boisnault, den M-Boot Weltmeister, einwandfrei in unseren Gruppen hinter uns lassen. Gerhard Schmidt kam durch die Plätze 3 und 7 in die B-Gruppe, während Arno Ladwig als 7. und 8. in  seinen Vorläufen in die C-Gruppe mußte.

Dieses gute Eraebnis kam natürlich durch die besten Windbedingungen der ganzen Veranstaltung zustande. Der Wind war sehr böig und von Minute zu Minute unterschiedlich stark. Der erste Lauf mit dem A-Rigg, der zweite mit dem B-Rigg, aber dann wurde im dritten schon gepokert. Für den einen Segler war das hohe Rigg zuviel, für den anderen das kleine zu wenig. Ein Boot mit hohem Swing-Rigg bohrte sich kopfüber ins Wasser und legte sich so weit auf die Seite, daß der Mast fast 1 Minute unter der Wasseroberfläche blieb. Ich dachte schon, das Boot würde jetzt untergehen oder es hätte den Kiel verloren, als es sich dann doch plötzlich wieder aufrichtete. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen.

Erfreulich war, daß es nach den beiden ersten Tagen mit insgesamt neun Durchgängen nur zwei Proteste gab, die verhandelt werden mußten. Es wurde allgemein sehr fair gesegelt, so daß wir während der ganzen Veranstaltung höchstens 3-4 Stunden durch Protestverhandlungen verloren haben. Ansonsten haben alle ihre Strafkringel freiwillig gedreht.

10r_1991_wm_3Der spätere Weltmeister P. Lucas auf dem Weg zum Ponton.
Man beachte die Bäume an der Startstelle!

Dabei muß man allerdings sagen, daß es bei einigen Situationen nur deshalb keine oder nur sehr kurze Verhandlungen gab, weil bei manchen Kontakten zwischen französischen Booten gar nicht "Protest" gesagt wurde und/oder die französischen Observer diese Berührungen - auch mit fremden Booten - einfach gar nicht gesehen hatten. Unser Protest dagegen nützte gar nichts. Ich selbst konnte zwar einen Protest gegen einen französischen Segler gewinnen, obwohl auch hier wieder die Observer „gar nicht so genau gesehen hatten", wie und wo es passiert
war. Gott sei Dank waren diese Situation und unsere Aussagen eindeutig genug.

Am zweiten Tag sah es dann schon etwas anders aus. Obwohl wir uns noch eine Weile in der A-Gruppe halten konnten, hatten wir alle am Ende des Tages den Wechsel zwischen den Gruppen A und B erleben müssen. Selbst Janusz brachte es fertig, eine falsche Boje zu runden, abzusteigen und dann den Wiederaufstieg aus der B-Gruppe erst im zweiten Anlauf zu schaffen. Die B-Gruppe war nämlich so stark, daß selbst für sehr gute Segler der Wiederaufstieg in die A-Gruppe nicht selbstverständlich war.

So war denn am zweiten Tag unser "Glückspilz" Peter Gernert als einziger von uns ständig in der A-Gruppe. Sein Boot lief besonders bei raumen Kursen ausgezeichnet. Darüber hinaus hatte er sehr oft das Glück, daß er von den Änderungen der Windrichtung profitieren konnte. Und wenn das alles nicht half und er schon auf einem Abstiegsplatz war, wurde vorne noch jemand hinausprotestiert, so daß er in der Gruppe bleiben konnte. Das alles soll jedoch seine Leistung nicht schmälern, denn er segelte sehr beständig und besonnen. Außerdem
hatte er eine gute Segeleinstellung gefunden und kam immer besser mit seinem Boot klar.

10r_1991_wm_4 P. Gernert freut sich über seinen 6. Platz

Sein Boot wurde dann allerdings noch so geschickt gerammt, daß das Foliendeck ein großes Loch erhielt und der Kahn wie die TITANIC in
kurzer Zeit über den Bug in den Fluten versank. Es dauerte über eine Stunde, bis man mit Schleppankern sein Boot gefunden und geborgen
hatte. Sein Glück verließ ihn aber dennoch nicht, denn nun dauerte eine Protestverhandlung so lange, daß an diesem Tage nicht mehr gesegelt wurde. Meine Frau mußte ihr Reisebügeleisen herausgeben, damit Peter sein neues Deck aufbügeln konnte. Am nächsten Morgen war er wieder startklar. Jetzt weiß er sogar, daß er eine wasserdichte Segelwinde hat.

Zuerst sah es so aus, als ob der junge englische Segler Peter Wiles einen klaren Durchgang auf den ersten Platz machen könnte. Erst ein verlorener Protest am Freitag warf ihn zurück, und er fand danach nicht mehr so richtig zu seiner Form. So mußte er sich mit einem vierten Platz zufriedengeben.

Auffällig war, daß die Swing-Rig-Boote zum Teil mit Großsegeln antraten, deren Vorliek 2,40 m lang war. Wenn da bei diesen schwachen Winden ein oder zwei Boote hinter uns herfuhren, blieb für unsere nur zwei Meter hohen Segel kein Wind mehr übrig. Kam dieser Wind auch noch über die Bäume, so waren diese hohen Segel ohne Frage im Vorteil.

Etwa die Hälfte der Boote wurde mit einem Swing-Rig gesegelt. Wie bekannt, haben sie natürlich auf den Vorwindkursen ihre Stärken. Trotzdem fand man sie gleichmäßig verteilt in allen Gruppen wieder, obwohl einige Boote (zum Beispiel von Boisnault und anderen) mit einer Wasserlinienlänge von nur 1,21 Meter vermessen wurden. Ihre Segelfläche war dann natürlich bei 2,50 Meter Höhe sage und schreibe 10150 cm² groß. Sie konnten also glatt 1000 cm² mehr als wir zur Wirkung bringen. Diese Boote waren auch noch 300 g leichter als unsere. Da weiß natürlich jeder Segler, was das bei leichtem achterlichem Wind bedeutet.

Leider kam die Regattaleitung diesen Booten auch noch dadurch entgegen, daß das „Olympische Dreieck" so flach war, daß wir es überwiegend mit achterlichen Kursen zu tun hatten. Es fehlten die "Halbwindstrecken", so daß die Boote mit konventionellen Segeln stark benachteiligt waren. Erst am letzten Tag rafften sich Neuseeländer, Engländer und wir uns auf, gegen diese Kurslegung zu protestieren. Der Erfolg war, daß die Swing-Rig-Segler ganz plötzlich und für alle offensichtlich ihre Vorteile verloren und wir sofort viel besser aussahen. Gerhard Schmidt und ich konnten ganz locker neben dem Weltmeister Lucas Bord an Bord an der Spitze mitsegeln.

Daraus haben wir natürlich gelernt, daß vorsichtige Hinweise auf solche Mängel nichts nützen. Bei nächsten Gelegenheiten sollte sofort energisch gegen die Wettfahrtleitung protestiert werden, damit nicht eine ganze Regatta unter vermeidbaren ungünstigen Verhältnissen leidet.