RC-Segeln

Deutsche Klassenvereinigung und Ausschuss RC-Segeln

Weltmeisterschaft der M-Yachten Fleetwood 1990

Bericht: Gerhard Mentges

Ich möchte an dieser Stelle keinen größeren Bericht zur WM folgen lassen, da in der Zeitschrift "Segelsport", die ja jedes DSV Mitglied erhält, ein entsprechender Beitrag erscheint. Auch in "Schiffsmodell" erscheinen 2 Beiträge zur WM in Fleetwood verfasst von Chris Jackson.

1990_em_fleetwood2_3Deshalb nur einige Anmerkungen:

1.) Die Regattaorganisation war nahezu perfekt. Trotz erheblicher Flaute in den letzten Tagen der Regatta wurden 28 Läufe gesegelt, davon allein 6 Einteilungsläufe am ersten Tag bei sehr stürmischen Wetter.

2.) Das etwa 3.0 m hohe Gerüst auf dem die Skipper standen und von dem aus gesteuert wurde, gibt ein vollkommen anderes (besseres) Gefühl für Taktik und Kontrolle der Yacht. Leider wird so etwas auch bei Meisterschaften nur sehr selten vorgesehen.

3.) Das Niveau der Teilnehmer war grundsätzlich sehr hoch, was sich auch in den zum Teil sehr bescheidenen Platzierungen international erfahrener und bekannter RC-Yachtsegler ausdrückt.

4.) Der derzeitige Modus im Flottensystem bei dem eine eher kleine Anzahl an Yachten Auf- bzw. Absteigt, erscheint mir zu starr.

1990_em_fleetwood2_1Bei gleichmäßigem Niveau der Teilnehmer wird schon durch die Einteilungsläufe eine Rangfolge festgelegt, die sich bis zum Regattaende kaum wesentlich ändert. Selbst anerkannt gute Segler mit spitzenmäßigen Yachten mussten dies erleben.

Torvald Klem musste zum Beispiel eine halbe Woche segeln, bis er von D endlich nach A aufgestiegen war, um dann in dieser Gruppe sogar einige A Läufe zu gewinnen. Im Endresultat brachte ihm dies jedoch kaum noch etwas.

Graham Bantock musste, nachdem er einmal nach B abgestiegen war erkennen, wie schwer ein Wiederaufstieg ist. Bis zum Schluss der Regatta gelang ihm dies nicht mehr. Schließlich war er so entnervt und lustlos, dass er bis nach D abstieg. Eine Platzierung unter den ersten 3 war damit verspielt, aber aufgrund der guten Ergebnisse in den ersten Tagen wurde er immerhin noch 5.

Was spricht eigentlich dagegen, die maximal mögliche Anzahl an Yachten Auf- bzw. Absteigen zu lassen. Dies wären immer genau 1 Yacht weniger als die Hälfte der Teilnehmer in einem Lauf. Bei z.B. 15 Yachten in einer Gruppe würden also 7 Aufsteigen und 7 Absteigen. Bisher sind mir noch keine wirklichen Gegenargumente zu diesem Vorschlag eingefallen. Wer welche kennt möge sie mir doch bitte mitteilen.

5.) Es gab wesentlich weniger Protestverhandlungen als vor 4 Jahren an gleicher Stelle. Die Hälfte der Verhandlungen waren Wiedergutmachungen. Bei einem System ähnlich dem, wie es von der NAVIGA durchgeführt wird, dass heißt mit einer ersten Entscheidung durch den Wettfahrtleiter, wären die Protestverhandlungen mit Sicherheit an einer Hand abzuzählen gewesen. Wie der Leser weiß, arbeitet der DSV an einer solchen Regeländerung bei der MYRD und nach Gesprächen anlässlich dieser WM auch nicht chancenlos. Bei Wertungsregatten in Deutschland wird ohnehin nach diesem Verfahren gehandelt.

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6.) Eine Diskussion über Bojenberührung findet nicht statt. Außer im deutschsprachigen Raum ist dies offensichtlich nirgendwo ein Thema. Dass man Bahnmarken nicht berühren darf, wird als absolute Selbstverständlichkeit anerkannt. Ein Antrag Bojenberührung zuzulassen hätte nach meiner Einschätzung aufgrund der Kontakte anlässlich dieser WM kaum Chancen international eine Mehrheit zu finden. Wir sollten uns Überlegen ob dieses Thema wirklich so wichtig ist und ob es nicht einen größeren Wert hätte, im Sinne der "Völkerverständigung" unter den Modellseglern, überhaupt eine einheitliche Regelung zu finden.

7.) Janusz Walicki hatte mit Sicherheit eine der schnellsten Yachten dieser WM und vor allen Dingen auch keine erkennbaren Nachteile auf Vorwindkursen gegenüber Swing-Riggs, gleich bei welchem Wind. Interessant ist, dass typische Swing-Rigg Segler, wie Bantock, bei stärkerem Wind konventionelle Riggs benutzen. Voraussetzung für gute Vorwindeigenschaften einer konventionellen Yacht ist jedoch offensichtlich ein fester Fockbeschlag.

8 .) Nachfolgend beispielhaft Einzelergebnisse von Walicki, Schröder und Gerhardt. Letzterer hatte zu Beginn wirklich Pech mit ständigen Ausfällen. Auch Janusz war zum Ende der Regatta nicht gerade vom Glück verfolgt. DNF heißt im übrigen "DID NOT FINISH", was bei Janusz in den letzten Läufen durch nicht rechtzeitiges übersegeln der Ziellinie bei schwachem Wind verursacht wurde. Er war also außerhalb des Zeitlimits. DNS heißt "DID NOT START" und DSQ heißt "DISQUALIFIED".

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