RC-Segeln

Deutsche Klassenvereinigung und Ausschuss RC-Segeln

Kreuzen.

Die vornehme Kunst des Kreuzens ist ein Thema, das besondere Aufmerksam­keit verdient. Wenn du jemals unsere „Profis" hast wenden gesehen, dann wirst du wissen, was für eine mühelose Angelegenheit das für einen Experten sein kann. Falls du nicht zu diesen gehörst, könnten dir einige Tipps helfen: wenn du in ein Windloch oder schlechte Position kreuzt, dann mach es nicht noch mit dem großen „Flattermann" schlimmer. Dein Boot wird nur schwerlich zum Stillstand kommen, solange es nicht direkt im Wind steht. Kreuze nur, wenn du ausreichende Geschwindigkeit hast. Denke nicht, dass du auf einem neuen Kurs besseren Wind hast. Es wird besser sein die Schoten etwas zu lösen, abzufallen um wieder Fahrt aufzunehmen.

Nochmals: Wenn nicht genug Wind vorhanden ist, reiße das Ruder nicht hart herum, sondern segle „rund". Schoten und Ruder sollten ausgewogen zusammenwirken. Auf diese Weise vermeidest du Strömungsabriss und Geschwindigkeitsverlust. Beobachte gerade bei wenig Wind den Verklicker    wie ein Falke, wenn du wenden willst. Während das Boot sich in einem Flautenloch noch bewegt, hängt der Verklicker bereits müde mittschiffs. Jetzt nach dem Wind zu suchen ist „tödlich". Jede unnötige Ruderbewegung solltest du unbedingt vermeiden, sie bringt dir nichts. Wende nicht öfter als unbedingt notwendig. Vermeide strikt jede Situation, in der du direkt an einer Boje wenden musst. Gerade auch dann, wenn du von Booten umgeben bist, die das gleiche tun wollen.

Achte darauf, wie sich die Situation an der Luvtonne entwickeln wird. Falls sich zeigt, dass dort alle zu gleicher Zeit ankommen, dann ist es an der Zeit dem Gegner aus dem Wege zu gehen. Erinnere dich: Bleibe besonders an den Bahnmarken ruhig! Es wird dich weniger Nerven, Beschimpfungen, Proteste kosten, wenn du am Rande des Knäuels segelst, als evtl. eine oder zwei Boots­längen Vorsprung zu bekommen. Auch wenn du meinst, dass die Regeln dir Recht geben, rechne nie damit, dass andere sie genauso kennen wie du.

Es sollte dein Ziel sein, die Bahnmarke mit Backbordbug anzusteuern, damit du die Steuerbordsegler getrost vergessen kannst. Versuche aber nicht, meilenweit vorher damit zu beginnen. Während du dich der Wendemarke näherst, blicke ständig um dich, und versuche dir vorzustellen, wo andere Boote aus deiner Nahe wenden werden. Auch hier brauchst du genügend Raum um Manövrieren zu können. Erinnere dich schließlich an die Regel 18.2 und denke daran, dass auf einem Kreuzkurs bei gleichem Bug der Längenkreis nicht besteht und nur das Lee-vor-Luv-Recht Gültigkeit hat bzw. Backbord- vor Steuerbordbooten Wegerecht haben.
Deine Checkliste für den Luv-Bahnschenkel sieht also so aus:

  • den kürzesten Weg segeln
  • die Bahnmarke frühzeitig einschätzen
  • vorplanen, um Karambolagen auszuweichen
  • vorausdenken
  • ruhig bleiben.

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Annäherung an die mittlere Boje.

image012Bei Annäherung an diese Bahnmarke solltest du vorrangig den richtigen Kurs segeln. Ich rate es dir, bevor du den Langenkreis erreichst. Warum? Ganz einfach: Wenn alle Boote fast gleichzeitig die Luv-Marke gerundet haben, kannst du sicher sein, dass sich diese an der mittleren Bahnmarke wieder treffen. Falls das Feld sich schon etwas auseinander gezogen hat, kannst du es wagen eine engere Rundung anzufahren. Segle in diesem Fall einen Luv-Kurs, er lässt dir freien Wind, wird dich an die Innenseite der Boje bringen und du hast bei Überlappung Wegerecht (Regel 18.2). Versuche nicht jemanden zu dicht in Luv zu überholen, der andere wird sein Recht zum Luven wahrnehmen (Regel 1)! Versuche die Bahnmarke weit an- und eng abzufahren, du kannst schneller den neuen Kurs anlegen und hast keinen Strömungsabriss bei starker Kursänderung hinter der Boje. Außerdem gibst du deinem nachfolgenden Gegner keine Möglichkeit in eine sich auftuende Lücke zu stoßen.
Bei frischem Wind kannst du durch Spielen mit dem Wind einige Plätze gutmachen, indem du die Grundregel beherzigst: bei Böen anluven - bei nachlassendem Wind abfallen. Aber das tut dein gut getrimmtes Boot ja schon allein. Übertreibe das aber nicht, 10 bis 15 Grad Kursabweichung sind genug. Wenn du abfällst, bleibst du länger im Wind, luve an, damit du wieder auf den richtigen Kurs kommst. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, diese "Wellenbewegung" auf dem Halbwindkurs nicht nur mit dem Ruder zu machen, sondern immer im Einklang mit der Segel­stellung durch die Schotsteuerung.

Also entweder auffieren beim Ab­fallen, oder dichtholen beim Luven. Mach das alles aber nicht zu früh oder zu spät, und denke stets dran: ein guter Skipper spielt mit Segel und Ruder wie ein Violinspieler mit Geige und Bogen!

Eine immer wiederkehrende Frage während eines Rennens ist: Luven oder nicht luven? Du hast Rechte zu luven, wenn ein anderes Boot entweder klar achteraus liegt (Regel 12), oder aber als überlappendes Leeboot den luvwärti­gen Gegner mitzunehmen (Regel 11). Letzteres geht natürlich nur solange ein Teil der Boote überlappt.

Aber solltest du überhaupt von diesem Recht Gebrauch machen? Du erreichst zwar, dass dein Gegner seinen Überholvorgang stoppen muss, du riskierst aber, dass du dich vielleicht meilenweit von der Kurslinie entfernst und alle anderen in der Nähe befindlichen Boote leewärts an dir vorbeirauschen und einen viel kürzeren Kurs segeln können.

Es gibt nur zwei Gründe, wo es sich lohnen könnte sich zum Luven zu entschließen: Wenn keine weiteren Boote dir unmittelbar folgen, oder aber du machst dem nachfolgenden eigenen großen Clubmeister Platz, indem du seinen schärfsten Konkurrenten von ihm fernhältst und diesen bis „nach China" mitnimmst. Er wird es dir vielleicht abends mit einem Bier danken, aber du hast mit Sicherheit Platze verloren.

Deine Checkliste für die Annäherung an die mittlere Boje sollte also folgendermaßen aussehen:

  • mit dem Wind spielen abfallen, Segel auffieren, luven, Segel dichtholen und wieder beschleunigen.
  • Luve nur, wenn die zwei genannten Gründe es erlauben.
  • Fahre die Boje nicht zu eng an, versuche in die lnnenposition zu kommen,
  • denke bereits an den nächsten Bahnschenkel,
  • blicke voraus und konzentriere dich.

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Die Beschleunigungsstrecke.

Diese Strecke ist ein Teil des Kurses, auf dem sogar der Anfänger manchmal etwas aggressiver segeln darf und somit gut vorankommen kann. Wenn die Flotte sich bereits gut verteilt hat, hast Du vielleicht etwas Zeit über die Taktik von anderen Booten und über eigene Fehler nachzudenken. Kleinere Segelfehler werden dich hier nicht unbedingt zum Stillstand bringen. Fange aber nicht an zu träumen, wie schön doch heute dein Boot läuft, schnell ist ein Kontakt zu einem Mitsegler da, und du fällst auf den rauen Boden der Realitäten zurück.

image016Falls ein Gegner sich in der Nähe und vor dir befindet, kannst du all deine Boshaftigkeit an ihm auslassen und ihm den Wind wegnehmen. Du nimmst ihm den Vortrieb und die Distanz zu ihm wird geringer. Könner nageln hier den Gegner fest, warten auf einen günstigen Moment um abzufallen, zu beschleunigen, um leewärts mit Überlappung (Regel 11) an ihm vorbeizurauschen. Falls du vorne sein solltest, musst du ver­suchen dich freizumachen und dich aus dem Angriff des achterlichen Bootes herauszuwinden, denn: Der Überholer hat sich freizuhalten (Regel 12).

All dies ändert sich aber, wenn eine Menge Boote um dich herum sind. In die­sem Fall tust du gut daran, einen direkten Kurs zu steuern und ein wachsames Auge nach Luv zu haben.

Gib jedem Boot, das versucht sich achterlich von Luv anzuschleichen, einen harten Rüffel sich freizuhalten. Übertreibe es aber nicht, es könnte sein, dass der Rest der Flotte leewärts an dir vorbeisegelt. Beachte dringend, daß auch auf diesem Kurs die Regel Backbord- vor Steuerbordbug zur Anwendung kommt.

Sei dir daher stets sicher, auf welcher Seite dein Segel steht.

Es ist sehr wichtig, die Leemarke gut zu runden, weil es dir auf dem nächsten Bahnschenkel Vorteile bringen kann. Mach dir wieder einen Plan und denke  hier noch einmal an den Abschnitt „Annäherung". Erinnere dich daran, dass du Wegerecht hast, wenn du als voraus liegendes Boot bei Erreichen des Längen­kreises Innenüberlappung bekommst. Es bringt dir sicher einen entscheidenden Vorsprung auf dem nun folgenden Luvkurs und du sparst dir sicher einen Schlag auf dem nächsten, langen Bahnschenkel.

Wie immer ist es sehr wichtig vorauszudenken. Versuche dir vorzustellen wie die Situation an der nächsten Wendemarke sein kann und sei darauf vorbereitet, an den Bojen deine Rechte anzumelden.

Die Checkliste für die Beschleunigungsstrecke sollte also so aussehen:

  • Allein segeln, direkter und kürzester Kurs
  • überhole leewärts und luve Boote, die luvwärts überholen wollen
  • achte stets auf die Stellung deines Großbaumes
  • plane ein gutes Bojenrunden
  • schau dich um und konzentriere dich.

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„Banane" und Endkampf.

Die folgenden Gedanken gelten gleichermaßen für die erste Hälfte der „Wurst" sowie für die Endrunde zur Ziellinie. Auf den ersten Kursen lag die Priorität besonders darauf, schnell zu segeln und sich aus den Schwierigkeiten mit anderen Booten herauszuhalten. Falls die Flotte immer noch dicht zusammen liegen sollte, dann ist dies auch weiterhin dein vorrangiges Bestreben. Meistens jedoch hat sich das Feld bereits gelichtet, und du mußt dich darauf konzen­trieren, Boote von achtern abzuschirmen und vor die liegende Boote anzu­greifen.

Ein anderes Boot zu decken bedeutet einfach, sich zwischen den Gegner und die Ziellinie oder zur nächsten Bahnmarke zu legen, so bewahrst du dir Vorteile. Du musst dich nur luvwärts und im selben Schlag wie das andere Boot befinden. Aber halte dich frei!

Es ist immer wieder verblüffend, wie schnell sich bei wechselndem Wind oder einfallenden Böen die entsprechenden Positionen der Boote ändern können. Beim Abdecken müssen zwei entscheidende Punkte beachtet werden:

  1. Kreuze, wenn dein Gegner es auch tut, aber eine Idee später, damit du nicht auf ein mögliches Täuschungsmanöver hereinfällst.
  2. Sei dir völlig im Klaren darüber, wann und wo du auf der Kurslinie zum Ziel oder zur Bahnmarke kreuzen willst. Plane im voraus.

Dein Gegner wird versuchen, auf der Kurslinie an dir vorbeizusegeln, um dich dann zu überholen. Beim Kreuzen auf der Kurslinie ist das einzige Mal, wo du dir erlauben darfst, früher als dein Gegner zu handeln. Es gibt zwei Möglichkeiten dies zu tun:

  1. Das Einlegen mehrerer Schläge hintereinander. Du hast gegenüber dem anderen Boot evtl. Vorteile durch einen etwas günstigeren Wind. Du entfernst dich von ihm und kommst ihm wieder näher. Achte aber nur darauf, dass genügend Zeit und Abstand zum Manövrieren vorhanden ist:
    Du darfst nicht in den Kurs des Gegners hineinwenden (Regel 16)!
  2. Du kannst auch ein Täuschungsmanöver fahren, indem du das Boot in den Wind ziehst und dann schnell wieder abfallen lässt, um wieder in Fahrt zu kommen. Versuche dies aber nicht bei Experten, sie reagieren schneller als du, und du hast das Nachsehen.

Es ist immer sehr wichtig, ein wachsames Auge auf andere Boote zu haben, egal ob du nun abdeckst oder selber abgedeckt wirst. Während du dich in Wendeduellen verstrickst, fährt das übrige Feld auf und davon.

image018Wenn du dich nun der Ziellinie näherst, achte darauf, ob ein Ende der Linie näher ist als das andere. Start- und Ziellinie sind meistens etwas versetzt zur Kurslinie. Beim Start spielt es keine  allzu große Rolle, da du dir den Weg durch mehrere andere Boote bahnen mußt. Beim Zieleinlauf ist es wahrschein­licher, dass du viel mehr Raum zum Manövrieren hast. Wenn es dort also eine etwas günstigere Seite geben sollte, so steure diese an. Versuche die Ziellinie mit Backbordbug so hoch wie möglich, natürlich auf dem kürzesten Weg, anzulegen. Zwar bist du gegenüber anderen Booten in Luv, hast aber Wegerecht, da dein Gegner in Lee durch Luven die Ziellinie nicht „zumachen" darf und dir Raum zum Überqueren geben muss (Regel 18.2 a.).

Deine Checkliste für den letzten Bahnabschnitt sieht also so aus:

  • Versuche den kürzesten Weg zu segeln
  • falls du von anderen Booten umgeben bis, versuche diese abzudecken.
  • Decken von Gegnern: Dieselben Schläge wie er ausführen aber etwas später (falle nicht auf Täuschungsmanöver herein).
  • Der Gegner deckt dich ab: Schnell kreuzen, Täuschungsmanöver fahren; auf die Kurslinie achten.
  • Plane deine Annäherung an die Ziellinie, Kürzere Seite ansteuern,
  • denke voraus, schau nach anderen Booten und konzentriere dich.

<hrdata-mce-alt="Hinter der Ziellinie" title="Hinter der Ziellinie" class="system-pagebreak" />

Hinter der Ziellinie.

Überfahre die Ziellinie weit genug und behindere nicht andere Boote. Lasse das Rennen noch einmal vor deinem geistigen Auge Revue passieren, finde Fehler, die du beim nächsten Lauf nicht wieder machen willst. Das ist besonders wichtig, weil es dir helfen wird, viel schneller zu lernen. Sei nicht zu streng mit dir, auch wenn du gerade als letzter über die Ziellinie gegangen bist. Jedes Rennen bringt dich dem Tag näher, an dem du einmal den Landesmeister hinter dir lässt!

Wenn deine Frau dir nicht auf die Schulter klopft, egal welchen Platz du erreicht hast, so tue es selber. Schließlich hast du eine Wettfahrt beendet, von der der gewöhnliche Sterbliche noch nicht einmal geträumt hat.

Falls du an einer Protestsituation beteiligt sein solltest, die nun vor der Jury zur Verhandlung kommen wird: Wappne dich mit Papier und Bleistift, halte die wesentlichen Daten fest,  mach eine möglichst genaue Skizze,  konzentriere dich auf die nach deiner Meinung anzuwendenden Regel-Nr., formuliere deine Argumente vorher im Kopf. Informiere deine Zeugen, sie mögen sich für dich bereithalten. Bleibe während der Protestverhandlung ruhig und sachlich, antworte ohne Emotionen. Bedenke, dass Schreihälse bei den Jurymitgliedern meist Antipathien wecken. Nimm eine Entscheidung, gleich wie sie für dich ausfällt, als Sportsmann und bedanke dich für eine faire Verhandlung! Das bringt dir „Punkte" beim nächsten Mal.

Du warst mir ein gelehriger Schüler. Sehe ich dich bei der nächsten Regatta? Dann können wir gern über alles noch mal sprechen. Da auch ich (hm, noch!) nicht Landesmeister bin und auch ständig weiterlerne: do as I say - not as I do!

Vielleicht liegst du dann ja mal vor mir in einem Rennen; es würde mich freuen.

G. Meysemeyer GER 75

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